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Mit dem Mashrutka und zu Fuß durch Kirgisistan

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Der Fokus unserer Reise nach Kirgisistan lag auf einer Trekkingtour durch das Terskej-Alatau des Tian Shan Gebirges. LINK IN ARBEIT Trotzdem hatten wir ein paar Tage Zeit, uns das Land rund um den Issyk Kul See anzuschauen. Wir waren dabei auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen, weshalb wir mit dem Mashrutka, dem typischen Minibus, durch Kirgisistan reisten.

Zusammen mit unseren Aschaffenburger Freunden (Maria und Wolfgang) flogen wir über Istanbul nach Bishkek. Bereits ab Frankfurt hatte unser Flug zwei Stunden Verspätung, aber zum Glück wartete der Anschlussflug auf uns, was vermutlich daran lag, dass gut die Hälfte der Leute im Flieger ebenfalls den Weiterflug nach Bishkek gebucht hatten. Die Einreise verlief ohne Probleme, denn als Reisender aus den EU-Staaten muss man erst ab einem Aufenthalt von mehr als 60 Tagen in Kirgisistan ein Visum beantragen.

Kirgisistan Bishkek Hochhaus
Bauten aus Sowjetzeiten

Es war noch dunkel, schließlich war es erst morgens 5 Uhr, als wir vom Flughafen Manas nach Bishkek zu unserer Unterkunft fuhren. Es regnete, aber es war warm. In der Unterkunft angekommen entschlossen wir uns erst einmal für ein kleines Nickerchen, denn wir waren seit über 24 Stunden auf den Beinen. Außerdem war Sonntag und da erwachte die Stadt erst gegen 9:00 Uhr. Die meisten Geschäfte haben in Kirgisistan sieben Tage die Woche geöffnet; viele große Supermärkte sogar 24 Stunden, was selbst unsere Erfahrungen aus den USA übertraf.

Die Hauptstadt Bishkek

Die Hauptstadt von Kirgisistan ist Bishkek (ehemals Frunse), in der über eine Million Menschen leben. Das Nickerchen und das anschließende Frühstück wirkten Wunder, sodass wir uns in der Lage fühlten, nicht nur die Stadt zu erkunden, sondern auch die für unsere Wanderung benötigten Gaskartuschen zu kaufen. Zwischen alten Hochhäusern aus Sowjetzeiten hindurch steuerten wir in Richtung des Outdoorladen Red Fox, wo wir schnell fündig wurden.

Im Anschluss an unseren Einkauf gingen wir weiter Richtung Tschuj Prospekt (Chuy Avenue), denn hier reihen sich viele Sehenswürdigkeiten und Regierungsgebäude aneinander. So starteten wir beim Kaufhaus ZUM (dem größten des Landes) und spazierten vorbei an der Staatsbibliothek und dem Kino Richtung Alatoo Platz. Hier wehte vor dem Nationalmuseum eine riesige kirgisische Fahne im Wind und wir konnten die darunter stattfindende Wachablösung beobachten.

Kirgisistan Bishkek
Wachablösung

Wir schlenderten weiter Richtung Weißes Haus (Sitz des kirgisischen Präsidenten) bis zum Koschomkul Denkmal. Von dort gingen wir – einen der vielen Parks nutzend – zum Bahnhof 2, da wir uns die dortigen Deckenverzierungen anschauen wollten. Hier fiel uns auf, dass die Wartebereiche im Gebäude strickt nach Männern und Frauen getrennt waren, wobei der Bereich für die Frauen auch den Familien offen stand.

Doch bald schon machte sich der Schlafmangel und die Flut an Eindrücken bemerkbar und wir strebten unserer Unterkunft, und unseren Betten entgegen. Zurück im Appartement gingen wir nach einem frühen Abendessen ins Bett, denn wir wollten am nächsten Tag so zeitig wie möglich mit dem Mashrutka von Bishkek nach Karakol fahren.

Von Bishkek nach Karakol

Am nächsten Morgen brachte uns ein Taxi für 200 SOM von unserer Unterkunft zum westlichen Busbahnhof. Nachdem der gestrige Tag wolkenverhangen und etwas verregnet war zeigte sich heute blauer Himmel und Sonnenschein. Entsprechend überrascht waren wir, wie nah und hoch die Berge im Norden von Bishkek waren: Es eröffnete sich uns ein wundervolles Panorama mit schneebedeckten Gipfeln. Verständlich, dass dies unsere Vorfreude auf die Wanderung steigerte und wir es kaum erwarten konnten, in die Bergwelt von Kirgisistan einzutauchen.

Am Busbahnhof angekommen überwältigte uns das hektische Gewusel, die Stimmen und der Abgasgestank: Minibusse meist im Größenniveau von Mercedes Sprintern parkten dicht an dicht, Fahrer priesen lautstark ihre Fahrtziele an, Gepäck wurde verladen und dazwischen huschten zahlreiche Fahrgäste hin und her. Ein geschäftiges Treiben auf engstem Raum, das in Deutschland derart nicht zu finden ist.

Kirgisistan Mashrutka
Typisches Mashrutka auf Basis eines Mercedes Sprinter

Schnell war ein Mashrutka nach Karakol gefunden und das Ticket organisiert. Es glich einem Wunder, dass unsere großen Trekkingrucksäcke in den „Kofferraum“ passten, da die Minibusse vollgestopft waren mit Sitzen. Es wurde geschoben und gedrückt, und zwei Leute schafften es unter vollem Krafteinsatz die Kofferraumtüren zu schließen. „Hoffentlich geht dabei nichts kaputt“, dachte ich mir.

Für die Mashrutkafahrt von Bishkek nach Karakol bezahlten wir 350 SOM p.P. an einem Schalter des Busbahnhofs, die Gebühren von je 100 SOM für unser Gepäck dagegen direkt beim Fahrer.

Es dauerte nicht lange, bis das Mashrutka voll besetzt war und wir losfuhren. Bis zum Stadtrand ging es im Schneckentempo voran, da die Straßen völlig überfüllt waren: Es wurde gehupt, aus dem Fenster gebrüllt, rechts und links überholt. Eine Fahrkultur, die meinen Adrenalinspiegel jedes Mal aufs Neue ansteigen ließ.

Nachdem wir freie Fahrt hatten entpuppte sich unser Fahrer als wahrer Rennpilot: Er drückte ordentlich auf das Gaspedal und bremste nur ab, wenn die Polizei am Straßenrand mit der Laserpistole zur Geschwindigkeitsmessung stand. Und dies war zumindest auf der Strecke bis Balyktschy sehr oft der Fall.

Kirgisistan Mashrutka
Unsere Mashrutka war gut gefüllt

Unsere Fahrt führte am nördlichen Seeufer des Issyk Kul Richtung Karakol und je näher wir der Stadt kamen, desto schlechter wurde die Straße: Ein Schlagloch folgte auf das nächste und wir wurden stellenweise 30 cm von unseren Sitzen in die Höhe katapultiert, was einen unangenehmen Kontakt zwischen unseren Köpfen und dem Gepäckfach zur Folge hatte. Immer mehr Leute stiegen aus, neue kamen hinzu und es wurde eine Kiste mit (vermutlich) Hühnern eingeladen. Der Gestank der Kiste war zumindest sehr gewöhnungsbedürftig.

Nach einer rasanten Fahrt, bei der so oft es ging auf dem Mittelstreifen gefahren und auch mal in der dritten Reihe kurz vor dem Standstreifen des Gegenverkehrs überholt wurde, erreichten wir nach einer sechs Stunden dauernden Fahrt mit nur einer einzigen 20-minütigen Pause Karakol.

Wandern im Terskej-Alatau des Tian Shan Gebirges

Am Busbahnhof von Karakol wurden wir gleich von Taxifahrer umlagert. Wir machten einen touristentypischen Anfängerfehler und nahmen das erstbeste Taxi, das uns und unsere Rucksäcke fassen konnte: einen Passat-Kombi. Allerdings achteten wir nicht darauf, ob sich auf dem Dach ein offizielles Taxischild befand, sodass wir für die 30 km lange Fahrt zum Jeti Oguz Kurort 1.500 SOM bezahlten. Der reine Wucher, wie sich später herausstellte, denn mittlerweile fährt auch ein Mashrutka bis Jeti Oguz Kurort für eine Handvoll SOM. Wenigstens waren wir auf die nächste Aktion unseres Taxifahrers durch Berichte im Internet vorbereitet und verneinten vehement, als der „Taxifahrer“ als erstes die nächstbeste Tankstelle anfuhr und nach weiterem Geld zum Tanken fragte.

Kirgisistan Jeti Oguz
Morgensonne bei den sieben Bullen

Es war später Nachmittag, als wir die roten Felsen – die sieben Stiere – von Jeti Oguz vor uns liegen sahen. Spontan entschlossen wir uns, hier unsere erste Nacht zu verbringen. Dies eröffnete die Möglichkeit, die sieben Stiere im Schein der aufgehenden Sonne zu fotografieren (deutlich bessere Ausleuchtung als in der Nachmittags-/Abendsonne) und wir hatten dadurch mehr Zeit, uns an die Höhenluft zu gewöhnen.

Am nächsten Tag starteten wir unsere Wanderung durch das Terskej-Alatau des Tian Shan Gebirges. Zunächst wanderten wir zwei Tage immer dem Flusslauf durch das Tal von Jeti Oguz folgend sanft bergan bis zum Fuße des Telety Passes in 3.200 m Höhe. Von nun an lagen acht Pässe in Höhen von bis zu knapp 4.000 m vor uns. Jeden Tag mussten wir einen solchen überschreiten, um von einem Tal ins nächste zu gelangen. Stellenweise stiegen wir über 1.000 Höhenmeter auf, was sich schwieriger als erwartet erwies, da wir es deutlich merkten, dass uns Flachlandtirolern der Sauerstoff in diesen Höhen fehlte.

Der Mühe Lohn waren jedoch fantastische Aussichten in eine schroffe Bergwelt geprägt durch Schneefelder und Gletscher eingebettet zwischen saftig grünen alpinen Wiesen und Weiden, die bis in Höhen von 4.000 m reichen und mit Vieh der Nomaden bewirtschaftet werden. Inmitten dieser einzigartigen Landschaft schlugen wir unsere Zelte – zwei rote Farbtupfer – auf, wuschen uns in eiskalten Schmelzwasserflüssen und kochten unter freiem Himmel.

Kirgisistan Tal vor Telety Pass
Zelten kurz vor dem Telety Pass

Eine kleine Belohnung wartete nach fünf Tagen Wanderung im Tal von Altyn Arashan auf uns: heiße Quellen. Von der einheimischen Bevölkerung wurden hier einige kleine Holzhäuser mit innenliegenden, gemauerten Pools errichtet, in die das heiße Wasser geleitet wird. So kamen wir geschützt vor Wind und Regen in den Genuss eines heißen Bades. Eine Wohltat für unsere Muskeln nach all den Anstrengungen der bisherigen Wandertage!

Leider war uns das Wetter nicht ganz so wohlgesonnen, denn wir hatten nur drei Sonnentage. An den übrigen Tagen konnten wir den Wecker danach stellen, dass zwischen 14 bis 16 Uhr Gewitter aufzogen und uns mit Regen, Hagel, Schnee und Sturm bis in die Nacht hinein eindeckten. Nicht selten befanden wir uns gerade im Aufstieg zu einem Pass und das steile und felsige Gelände ein Zelten und Abwettern unmöglich. Auch die Temperaturschwankungen waren erheblich: wenn die Sonne herauskam 35°C und im Gewitter gerade so über dem Gefrierpunkt. Für mich wurde die letzte Nacht im Gebirge durch ein ganz besonderes Ereignis gekrönt: Eine Gewitterfront brachte über Nacht mehrere Zentimeter Neuschnee, sodass sich am nächsten Morgen die Landschaft rund um die Boz Uchuk Seen in Weiß zeigte.

Kirgisistan Wandern Boz Uchuk See
Schnee bei den Boz Uchuk Seen

Eine detaillierte Beschreibung unserer Wanderung durch das Terskej-Alatau des Tian Shan Gebirges in Kirgisistan habe ich hier niedergeschrieben (IN ARBEIT LINK)

Zurück in Karakol

Nach einem Gewaltmarsch von 22 km Länge von den Boz Uchuk Seen nach Boz Uchuk Stadt bei strahlend blauem Himmel konnten wir in der Stadt ein offizielles Taxi anhalten, welches uns für 400 SOM nach Karakol brachte. Ich glaube, es war das einzige Taxi im gesamten Dorf und wir waren froh, endlich aus der sengenden Sonne zu sein und dem Staub der Straßen zu entkommen. Nach all den Wandertagen sehnten wir uns nach einer Dusche und einem Essen, das nicht aus der Tüte kam. In Karakol angekommen hatten wir Glück und bezogen zwei Zimmer im Park Hotel neben dem Pushkin Park.

Nachdem wir eine belebende Dusche genossen hatten machten wir uns auf den Weg in die Stadt auf der Suche nach einem Restaurant, wo wir uns satt essen konnten. Wer schon einmal eine mehrtägige Trekkingtour gemacht hat weiß, dass sich bereits nach wenigen Wandertagen viele Gespräche um das Essen drehen, welches man zurück in der Zivilisation selbst kocht oder einfach nur genießen möchte.

Kirgisistan Karakol
Kathedrale der Heiligen Dreifaltigkeit

Am nächsten Tag erkundeten wir weiter die Stadt zu Fuß. Wir schauten uns die Kathedrale der Heiligen Dreifaltigkeit (Holy Trinity Orthodox Church) an, besuchten einen Markt und den Basar von Karakol, statteten der Dunganen Moschee(Dungan Mosque) einen Besuch ab und liefen einfach durch die Straßen von Karakol.

Um uns herum war es vorbei mit Einsamkeit und Ruhe, das Stadtleben wuselte mit seinem geschäftigen Treiben um uns herum. Unsere zuvor mit Bergluft gefüllten Lungen erhielten nun staubigen, mit tief schwarzen Abgasen angereicherten Sauerstoff. Ich hatte den Eindruck, dass alle Autos, die in Deutschland abgewrackt werden, hier in Kirgisistan landen. Viele hatten sogar noch deutsche Beschriftungen/Werbung auf der Karosserie.

Von Karakol nach Bokonbaevo

Am nächsten Tag fuhren wir vom südlichen Busbahnhof (nur fünf Gehminuten vom Pushkin Park entfernt) mit dem Mashrutka nach Bokonbaevo (Bokonbayevo). Kleiner Tipp am Rande: Die Stadt spricht sich „Bakanbei“. Wir versuchten es immer mit der klassischen Aussprache und keiner verstand, wo wir hinwollten. Obwohl es nicht so viele Möglichkeiten auf dieser Route gab. Die Fahrt führte entlang des südlichen Seeufer des Issyk Kuls vorbei am Barskoon Wasserfall und dem Skazka Canyon (Fary Tail Canyon).

Die Fahrt verlief schneller als erwartet, obwohl immer wieder Leute aus- bzw. hinzustiegen. Im Zentrum von Bokonbaevo empfing uns der übliche Trubel rund um den Busbahnhof.

Von hier mussten wir zwei Kilometer laufen bevor wir das Guljan Gästehaus erreichten, welches wir uns ausgesucht hatten. Wir wurden herzlich empfangen und waren erstaunt wie schön das Gästehaus ausgestattet war: Verzierte Wände, Teppiche auf dem Boden und an den Wänden, Fotos, etc.

Kirgisistan Reise Bokonbaevo
Überall Teppiche und Fotos im Gästehaus Guljan

Nachdem unsere Rucksäcke verstaut waren machten wir eine kleine Einkaufstour durch die Stadt und erstanden eine Wassermelone, die wir in unserer Unterkunft aßen: Ich habe in meinem Leben noch nie eine derart geschmacksintensive und leckere Wassermelone gegessen! Als unsere Gastgeberin uns so sitzen und Karten spielen sah hatte sie ruck zuck einen Tee für uns gekocht und spendierte noch ein paar Kekse und schokoladige Süßigkeiten dazu. So verbrachten wir einen entspannten Nachmittag.

Der Abend gestaltete sich etwas schwieriger was die Suche nach vegetarischem Essen anbelangte. Aber schließlich wurden wir in der Stadtmitte am Rande des zentralen Platzes im ersten Stock eines Gebäudes in einem Restaurant, dessen Namen wir nicht ausfindig machen konnten, fündig: Die netten Frauen kochten das Essen frisch für uns, sodass es kein Problem war, das Fleisch einfach wegzulassen. Weitere Infos, wie es ist als Vegetarier in Kirgisistan unterwegs zu sein, habe ich in diesem Artikel niedergeschrieben.

Skazka Canyon (Fairy Tail Canyon)

Der neue Tag begann mit einem vorzüglichen Frühstück, das keine Wünsche offen ließ: frisches Obst und Gemüse, leckeres Brot und Marmelade, Pfannkuchen, Joghurt, Kekse und schokoladige Süßigkeiten.

Derart gestärkt machten wir uns auf ins Stadtzentrum und fuhren mit einem Mashrutka für 50 SOM bis zum Abzweig des Skazka Canyons. Von dort spazierten wir noch gut zwei Kilometer bis wir den Canyon erreichten und entrichteten die Eintrittsgebühr in Höhe von 50 SOM p.P.

Kirgisistan Skazka Canyon Fairy Tail
Bunte Felsformationen im Skazka Canyon

Der Skazka Canyon (zu Deutsch: Märchen Canyon) befindet sich am südlichen Ufer des Issyk Kul See und ist geprägt durch bizarre Sandsteinformationen in unterschiedlichen Farbtönen von gelb bis rot-orange. Diese, so völlig andere Landschaft im Vergleich zum übrigen Kirgisistan, ließ mich an Drumheller und die dortigen Parks im Südosten von Alberta (Kanada) bzw. an das Valle de la Luna in Chile denken.

Nachdem wir einige Zeit im Skazka Canyon verbracht hatten spazierten wir zum Seeufer des Issyk Kul. Die anderen drei wollten unbedingt im See baden. So glasklar das Wasser auch war … Mir war es viel zu kalt und ich machte lieber ein Nickerchen, während die anderen unerschrocken in die eiskalten Fluten sprangen.

Unser Plan für die Rückfahrt sah vor, dass wir einfach an der Straße ein Mashrutka anhalten und mit diesem wieder zurück nach Bokonbaevo fahren. Allerdings waren sie alle voll besetzt und fuhren vorbei. Letztendlich nahmen wir ein Taxi zurück in die Stadt für 200 SOM, wo wir unmittelbar vor einem Gewitter ankamen und uns rechtzeitig vor daumengroßen Hagelkörnern in unsere Unterkunft retten konnten.

Kirgisistan Vegetarisches Essen
Vorzügliches vegetarisches Abendessen

Unsere Gastgeberin hatte uns am Vortag das Angebot gemacht, dass wir auch bei ihr ein Abendessen bekommen können. Nach der langen Suche nach vegetarischem Essen am Vorabend nahmen wir dieses Angebot gerne an. Das frisch gekochte vegetarische Abendessen sollte für den Rest der Reise mit Abstand unser bestes Essen bleiben: Salat, Oromo (eine Art Strudel aus Nudelteig) gefüllt mit Gemüse, Obst, Brot, Marmelade, Kekse und schokoladige Süßigkeiten.

Kugelrund ging es früh ins Bett, da wir am nächsten Tag zeitig für die Fahrt nach Bishkek aufbrechen wollten.

Von Bokonbaevo nach Bishkek

Die Fahrt von Bokonbaevo mit dem Mashrutka nach Bishkek wurde zur nervenaufreibendsten Fahrt: Zwar war der Mercedes Sprinter sehr neu und regelrecht luxuriös, aber unser Fahrer schien alle Formel-1 Weltmeister der letzten Jahrzehnte in sich zu vereinen. Wir flogen regelrecht über die Straße, der Mittelstreifen war seine Fahrspur und überholt wurde grundsätzlich kurz vor dem Standstreifen des Gegenverkehrs und derart knapp, dass dieser schon wieder auf den Standstreifen ausweichen musste. Als wir in Bishkek ankamen küsste ich gedanklich den Boden des Busbahnhofs und war mehr als froh, dass die Fahrt endlich zu Ende war.

Kirgisistan Issyk Kul See
Der glasklare Issyk Kul See

Die Zimmer, die wir uns für unsere letzten Nächte in Bishkek ausgesucht hatten lagen in fußläufiger Entfernung zum Busbahnhof. Die Damen am Empfang wollten uns allerdings nicht einchecken und erst recht nicht das Gepäck auf die Zimmer bringen lassen, bevor wir nicht den kompletten Preis für alle Nächte bezahlt hatten. Somit mussten wir erst einmal auf die Suche nach einem Geldautomaten gehen, denn wir hatten nicht mehr ausreichend Bargeld. Zum Glück lag ein großer Supermarkt fast vor der Tür, sodass dies schnell erledigt war.

Zurück in Bishkek

Als Aktivität für den Nachmittag hatten wir uns für einen Besuch des großen Basars – den Osch-Basar – entschieden. Der Spaziergang dorthin wurde leider zum unerfreulichsten Erlebnis unserer gesamten Reise, da uns eine stark alkoholisierte Frau belästige, verfolgte, beschimpfte und kurz davor war, handgreiflich zu werden. Wieso? Wissen wir nicht. Wir sind uns keiner Schuld bewusst und verstanden haben wir kein Wort. Nur mit viel Aufwand – denn sie zeigte sich äußerst hartnäckig – konnten wir sie in den schmalen Gassen des Basars abhängen.

Kirgisistan Bishkek Basar
Der große Basar in Bishkek

Dieser war größer als ich es erwartet hatte und es gab eigentlich alles. Von Klamotten und Haushaltswaren in den Randbereichen über Obst, Gemüse und Fleisch bis hin zu den verschiedensten Gewürzen und Getreiden im Zentrum. Wir schauten uns alles interessiert und in Ruhe an und fragten uns immer wieder, wie die Leute ein Geschäft machen können, wenn wirklich 10 Stände nebeneinander die absolut identischen Waren verkaufen.

Nachdem wir uns an diesem vielfältigen Erlebnis für alle Sinne gütlich getan und einige Gewürze erworben hatten schlenderten wir zurück zu unserer Unterkunft und ließen uns später von einem Taxi in die Innenstadt zum Restaurant Café Faiza fahren. Es war rappelvoll und hatte den Charme eines europäischen McDonalds. Trotzdem ließen wir uns nieder, denn laut Recherche sollte es hier auch etwas Vegetarisches zu Essen geben. Dies war der einzige Grund weshalb wir es aufsuchten. Allerdings war dem dann doch nicht so, denn um den Besucheransturm bewältigen zu können und damit alles schnell geht wird scheinbar alles im großen Maßstab vorgekocht. Extrawünsche wie „Können Sie nicht das Hühnchen einfach weg lassen“ (man sprach Englisch) konnten nicht umgesetzt werden. Es wurden uns dann eine Suppe (Schorpo) und ein Reisgericht (Plov) empfohlen. Ersteres war eindeutig Rinderbrühe und letzteres war in Schafsfett angebraten und die Fettstücken befanden sich noch im Reis. Nun gut, gegessen haben wir es natürlich trotzdem, denn wegschmeißen kommt für uns nicht in Frage!

Enttäuscht über das Abendessen machten wir uns auf einen 6 km langen Rückweg zum Hotel durch das abendliche/nächtliche Bishkek. Wir kamen an herrschaftlichen Bauten und pompös wirkenden Hochhäusern vorbei, aber auch an kleinen Verschlägen, die lediglich mit ein paar Brettern zusammengezimmert waren. In den Parks waren noch viele Menschen unterwegs und hier und da brannten offene Feuer, auf denen gegrillt oder der Müll verbrannt wurde. Unsicher fühlten wir uns auf dem gesamten Weg nie.

Kirgisistan Burana Tower
Der Burana Tower

Am nächsten Tag trennten sich erst mal unsere Wege, denn Manu und ich wollten den Burana Tower besichtigen und die anderen beiden entschieden sich dafür, einen Stadtbummel zu machen. Für die Fahrt zum Burana Tower organisierten wir uns am großen westlichen Busbahnhof ein Taxi für 1.500 SOM, da Mashrutkas lediglich vom östlichen Bahnhof nach Tok Mok fahren, von wo man dann ein Taxi nehmen muss, um zum Tower zu gelangen.

Unser Taxifahrer fuhr einen alten Audi 80 bei dem das komplette Armaturenbrett nicht funktionierte: Weder Kilometerzähler (der kurz vor 400.000 km stand) noch Tachoanzeige oder Drehzahlmesser. Selbst die Tankanzeige war kaputt. Nichtsdestotrotz kamen wir heil und ohne geblitzt zu werden zum Tower und auch wieder zurück. Beim Burana Tower hielten wir uns nur 30 min auf, da dieser nicht wirklich spektakulär war und es nicht viel weiteres zu sehen oder zu unternehmen gab.

Zurück in Bishkek schlenderten wir, ausgehend von der großen Mosche (Zentrale Moschee), in Richtung Innenstadt, wo wir eine geraume Zeit die Vorbereitungen für den morgigen Nationalfeiertag beobachteten bevor wir in Richtung Hotel spazierten, wo wir Maria und Wolfgang wieder trafen. Nach der vegetarischen Pleite vom Vorabend entschieden wir uns diesmal für Essen aus dem Supermarkt, welches wider Erwarten recht lecker war und zudem gab es hier sogar einige vegetarische Gerichte zur Auswahl.

Kirgisistan Weißes Haus
Das weiße Haus

Unseren letzten Tag in Bishkek verbrachten wir in der Innenstadt. Wir beobachteten die verschiedenen Feierlichkeiten zum Nationalfeiertag und waren Zuschauer bei unterschiedlichen sportlichen Wettkämpfen und Show-Aufführungen von Jugendlichen in Parks. Vor allem aber verbrachten wir die Zeit mit Essen: Drei verschiedene Cafés und Restaurants besuchten wir und hauten unsere letzten kirgisischen SOM auf den Kopf.

Am späten Abend nahmen wir dann das Mashrutka Nummer 380 zum Flughafen und versuchten noch ein paar Stunden Schlaf zu finden, denn um 03 Uhr hieß es einchecken.

So wie unsere Reise begann endete sie auch: Der Flug hatte 1 Stunde Verspätung und unser Anschlussflug ab Istanbul hatte weitere 1,5 Stunden Verspätung. Dass in Deutschland die S-Bahn zurück nach Hause komplett ausfiel, brauche ich nicht extra zu erwähnen, oder? Eigentlich hätten wir am Mittag zu Hause sein müssen. Naja, es war dann bereits Abend, als wir die Haustür aufschlossen.

Mit dem Mashrutka durch Kirgisistan

Als ausländischer Tourist kommt man auch ohne Kenntnisse der kirgisischen oder russischen Sprache in Kirgisistan mit dem Mashrutka gut durch das Land. Allerdings wird es umso einfacher, desto besser man die Sprache versteht und spricht. Gewisse Ziele, wie z.B. der erwähnte Burana Tower werden allerdings (noch) nicht von Mashrutkas angefahren, sodass man dafür auf ein Taxi umsteigen muss. Gleiches gilt für den Song Kul See (Songköl) und den Kol Suu See (Kölsuu).

Sieht man davon ab, dass die Fahrten für uns oft sehr nervenaufreibend aufgrund der für uns nicht alltäglichen Fahrweise waren, verlief alles problemlos. Allerdings sollte man dies nicht als selbstverständlich ansehen, denn allzu oft sahen wir am Straßenrand liegengebliebene Mashrutkas. Nichtsdestotrotz lehne ich mich mal mit nachfolgender Aussage aus dem Fenster: Das öffentliche Verkehrssystem ist zwar nicht so modern wie das deutsche aber gut ausgebaut und vermutlich schneller.

Verfolgen Thomas:

Die Natur hat mich schon immer interessiert. Unabhängig vom Alter verbrachte ich gerne Zeit draußen. Dies hat sich bis heute noch gesteigert denn ich übernachte gerne im Zelt in der Wildnis und versuche die Schönheit der Natur mit der Kamera einzufangen.

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