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Zum Abendessen gab es ein Wallaby

with Ein Kommentar

Wir haben unsere erste kurze Mehrtageswanderung im Küstennationalpark Freycinet beendet. Obwohl es leider nur einen halben Tag nicht regnete war es eine sehr schöne Wanderung und ein guter Einstieg nach dem John Muir Trail wieder mit großem Rucksack unterwegs zu sein. Wir wanderten über den berühmten feinen weißen Sandstrand der Wineglass Bay und über verregnete, windige Berge.

Die Freycinet Halbinsel ist wegen ihrer Schönheit auch bei Tagestouristen sehr beliebt. Als wir um 09 Uhr morgens zu unserer 40 km langen Wanderung aufbrachen war der Parkplatz bereits mit Bussen überfüllt. Man muss somit früh aufstehen möchte man die ersten beiden Aussichtspunkte auf die Wineglass Bay für sich haben. Es hat aber auch Vorteile, wenn eine Strecke bei Tagestouristen beliebt ist: die Wege sind super ausgebaut – Wanderhighways sozusagen.

An der Wineglass Bay angekommen verweilten wir für eine erste längere Pause. Auch bei bedeckten Himmel war es traumhaft schön den Wellen zuzuschauen wie sie durch die türkisfarbene Bucht an den weißen Sandstrand rollten.

Von der Wineglass Bay liefen wir hinüber zum Harzard Beach. Kilometerlang läuft man hier über den Sandstrand: rechts das türkisfarbene Meer mit Blick zum „Festland“ links die Dünen. Am Strand gab es unzählige angespülte Muscheln – eine schöner als die andere. Wir hatten den Hazard Beach komplett für uns allein. Auch wenn es etwas mühsam war im Sand zu wandern genossen wir es und wäre es nicht so kalt gewesen wären wir barfuß gelaufen. Am Ende dieses malerischen Strandes ging es zurück in den Wald.

Nach einer kurzen Waldpassage öffnete sich dieser vor uns und wir gelangten wieder an einen Strand. Ich kann es kaum glauben, mir verschlägt es den Atem, ich fühle mich auf die Seychellen versetzt. Wären da nicht die charakteristisch rötlichen Felsen. Es ist traumhaft schön am Cooks Beach. Das Wasser ist türkisfarben und unbeschreiblich klar. Wir können darin vom Strand aus die Fische, Krebse, Rochen und allerhand anderes Getier sehen. Das Meer plätschert in sanften Wellen ans Land und wir sind wieder ganz für uns allein.

Freycinet Halbinsel Cooks Beach
Reisejournal

Hier am Cooks Beach schlugen wir unser Nachtlager auf, denn aufgrund von Regenwassertonnen ist dies die einzige verlässliche Trinkwasserstelle. Alle Flüße, die wir bisher querten waren ausgetrocknet. Wir bauen unser Zelt direkt hinter dem Strand im angerenzenden Wald auf. Den späten Nachmittag verbrachten wir mit einem Strandspaziergang. Am Abend gab es über den Campingkocher ein einfaches Abendessen mit Blick auf die wunderschöne Bucht. Meeresrauschen wiegte uns in den Schlaf. Gibt es eine schönere Outdoor-Idylle?

Wir verbrachten eine erholsame Nacht und nachdem unsere Mägen mit Müsli gefüllt waren und unser Equipment im Rucksack verstaut war ging es los. Der heutige Tag soll deutlich schwerer sein als der Erste, denn es muss der Mount Graham (580 m), und wer möchte der Mount Freycinet (620 m), erklommen werden.

Es fiel uns schwer von dieser traumhaften Bucht Abschied zu nehmen. Leicht ansteigend ging es durch den Wald. Nach einiger Zeit raschelt es im Unterholz. Etwas schwarzes langes schlängelt sich entlang. Unsere erste Schlange und dann auch noch die berühmt berüchtigte Tigersnake, die viertgiftigste der Welt. Zum Glück sind diese Tiere sehr scheu und sie schlängte sich schnell ins Gestrüp.

Freycinet Halbinsel Aufstieg Mount Graham
In Wolken gehüllt

Mittlerweile kennen wir es von Tasmanien, dass es jeden Tag regnet. Beim Wandern hätten wir allerdings gerne drauf verzichtet. Hier im Wald hielt sich zum Glück die Menge, die uns erwischte, in Grenzen.

Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit bis wir die Weggabelung erreichten, an der es zum Gipfel des 620 m hohen Mount Freycinet geht. Leider regnete es und die Wolken hingen so tief, dass wir nicht wirklich an eine Aussicht vom Gipfel auf die Wineglass Bay glaubten. Aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.

Der Aufstieg zum Mount Freycinet war unglaublich beschwerlich. Je lichter der Wald wurde, desto stärker pfiff uns der Wind um die Ohren. Manchmal mussten wir schon zweimal hinschauen um den Weg zu erkennen und die Steine, die es zu überwinden galt, wurden immer höher. Die letzten 15 m zum Gipfel ging es nahezu senkrecht nach oben. Mit viel Kraftanstrengung und gemeinschaftlich schafften wir es und … sahen nichts. Wir hingen in den Wolken. Alles nur grau. „So ein Sch…“, fluchte ich. Also warten und hoffen. Warten und hoffen. Aber so richtig wollte es nicht aufklaren. Für einen kurzen Moment sahen wir den Hazard Beach vom Vortag. Eine gefühlte Ewigkeit später dann den Anfang der Wineglass Bay. Aber beides zusammen und noch dahinter den Mount Amos blieb hinter Wolken verborgen. Nach 45 min nasskalten Wartens entschlossen wir uns zum Abstieg.

Als wir wieder die Wegkreuzung erreichten waren wir ausgepowert. Erstmal eine Nuss-Pause. Danach ging es weiter durch dichtes hohes Grasland. Der Wind fegte uns heftig um die Ohren und es regnete immer stärker, so dass wir die Kapuze tief ins Gesicht zogen. Das Thermometer zeigte 8 Grad.

Thomas meint: Kein Arthurs
Aufgrund des schlechten Wetters an Tag 2 haben wir uns entschlossen nicht in der Western Arthurs Range wandern zu gehen. Aufgrund der exponierten Lage auf Berggraden ist man dem Wetter meist schutzlos ausgesetzt.

Der Weg glich mehr einem ausgewaschenen Flussbett. Füße, Hose, fast alles war nass und von schöner Aussicht war nichts zu erkennen. Mühsam bahnten wir uns den Weg hoch zum Mount Graham. Manchmal mussten wir Felsbrocken überwinden, die so hoch waren, dass mein Kniehub nicht ausreichte, da mein Hüftgurt diesen blockierte. Der Wind rüttelte an unseren Rücksäcken, warf uns von rechts nach links. Es war ein beschwerlicher, kräftezehrender Weg.

Auch als wir den Gipfel vom Mount Graham erreichten, hatten wir keine schöne Aussicht. Also wanderten wir schnell weiter, dem schützenden Wald entgegen. Erst als wir diesen erreichten waren Wind und Regen erträglicher. Dennoch waren wir mittlerweile nass bis auf die Unterhose.

Der Abstieg schien nicht Enden zu wollen. Wenigstens hörte der Regen nach einiger Zeit auf. Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichten wir die Wineglass Bay. Aufgrund fehlendem Sonnenscheins zeigte sich die Bucht mehr grau als türkisfarben. Fünf Boote ankerten hier geschützt und ein weiteres Pärchen war ebenfalls gerade angekommen. An der Wineglass Bay gab es leider kein Wasser. Zum Glück hatten wir unsere Trinkblasen am Cooks Beach voll gemacht.

Wir schlugen unser Zelt wieder ganz nah am Strand auf und bereiteten unser Abendessen. Der Duft lockte ein Wallaby (genauer gesagt ein Bennett Wallaby) an, welches mit jeder Minute seine Scheu verlor. Von unserem Essen bekam es allerdings nichts ab, so dass es mit den spärlichen Grashalmen vorlieb nahm. So aßen wir unmittelbar am Strand und neben uns vertilgte ein Wallaby ebenfalls seine Mahlzeit. Dies sind Momente, welche für die Strapazen des Tages entschädigen und ein einzigartiges Outdoor-Erlebnis, darstellen, welches wunderschön ist.

Wineglass Bay Bennett Wallaby
Was hast Du da?

Nach dem Essen unternahmen wir noch einen kurzen Strandspaziergang bevor es wieder stärker zu regnen anfing und wir uns ins Zelt verkrümelten.

Die Nacht war nicht so erholsam wie die vorhergehende, da in der Nacht die Boote losfuhren und die Flut mit großen und lauten Wellen anbrandete. Mit dicken Augenringen entstiegen wir unserem Zelt aber zu unserer Freude regnete es nicht.

Unsere letzte Etappe bis zum Auto führte über den weißen Sandstrand der Wineglass Bay. Es regnete leicht, dies störte uns jedoch nicht weiter. Unser letzter Anstieg führte uns wieder zum Wineglass Bay Aussichtspunkt. Mount Freycinet und Mount Graham waren nicht in Wolken gehüllt und auch wenn beide nur wenige hundert Meter hoch sind sahen wir deutlich wie steil es an ihren Flanken empor ging. Dies waren wir gestern gewandert bei recht ungemütlichem Wetter.

Auf den letzten Metern zum Auto begegneten uns wieder viele Tageswanderer – die Zivilisation hatte uns wieder. Drei Tage lang war das Geräusch von Wasser, entweder als Wellen, als Regen auf unseren Jacken oder unserem Zelt, ein ständiger Begleiter bei unserer Tour um die Freycinet Halbinsel. Trotz des schlechten Wetters war es ein interessantes Erlebnis, auch gerade aufgrund des unglaublich nahen Erlebnisses mit dem Bennett Wallaby aber auch wegen dem unbeschreiblich schönen Cooks Beach.

Verfolgen Thomas:

Die Natur hat mich schon immer interessiert. Unabhängig vom Alter verbrachte ich gerne Zeit draußen. Dies hat sich bis heute noch gesteigert denn ich übernachte gerne im Zelt in der Wildnis und versuche die Schönheit der Natur mit der Kamera einzufangen.

One Response

  1. doris
    | Antworten

    … bei uns regnet es täglich, deshalb habe ich mal wieder herzerwärmend durch eure seiten gestöbert und viel neues und witziges entdeckt – einige fotos wurden ausgetauscht …
    Manu träumte auch schon früh von Reise- u. Naturdokumentationen, jetzt lebt ihr eure träume …
    Die Bildberichte gelingen euch prima, sie bescheren uns interessante unterhaltung, aber auch herzklopfen: Kegelschnecke in der Hand! In diesem schmuckstück lauert der Tod!!! Jedenfalls werden wir angeregt hintergründe zu erforschen …
    Für die nächsten 50 tage viel Glück und bleibt achtsam …

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