Es ist Ende September und ich sitze in einem bequemen Stuhl auf dem Balkon der Ferienwohnung in der Sonne. Es ist windstill und somit richtig warm, so ganz anders als bei unserer Reise durch Nord-Europa. Mein Blick schweift immer wieder zu den umliegenden Berggipfeln, welche das Virgental einrahmen: manche sind bewaldet, andere von Wiesen gezeichnet und nur die ganz hohen – an die 3000 m oder mehr – warten mit schroffem Felsgestein auf, wie wir es von Senja oder den Lofoten in Norwegen kennen.
Vor mir auf dem Tisch steht eine Tasse mit heißem Kaffee und auf meinem Teller befindet sich ein Stück Kuchen. Letzteres haben wir im Bauernladen in Virgen gekauft. Es ist eine unbeschreibliche Gaumenfreude und ich versuche mich zu erinnern wann zuletzt bzw. wie oft wir auf unserer Weltreise derart köstliche Leckereien gegessen haben. Es fällt mir schwer, nicht nur wegen 688 Reisetagen sondern auch, da die Bäckerinnen des Bauernladens die Messlatte verdammt hoch legen. Ihre Kuchen und Torten sind alles andere als schwere Kost, im Gegenteil luftig locker leicht umschmeicheln sie meine Zunge und lassen die verschiedensten Geschmacksrichtungen explodieren.
Es ist ein gefährlicher Genuss, denn so viel kann ich hier gar nicht wandern, wie ich von den Leckereien probieren möchte. Heute gab es Bienenstich und einen Schokomouse-Kuchen. Gestern erfreute ich mich an einem Pfirsich-Quark-Bisquit-Kuchen und einem Quark-Kirsch-Streusel. Davor lag eine Himbeer-Bisquit-Torte auf meinem Teller. Ich habe aufgehört zu zählen wie viele verschiedene Kuchen ich bereits gegessen habe, denn meine Sinne sind vernebelt und irgendwie bin ich süchtig. Süchtig nach den erstklassigen Backkünsten der fleißigen Bäckerinnen für den Bauernladen.
Aber mit dieser Meinung bin ich nicht allein. Denn der Bauernladen hat nur an vier Tagen der Woche geöffnet und möchte man etwas von den leckeren Kuchen ergattern muss man bereits vor Ladenöffnung mit scharrenden Hufen vor der Tür stehen. Ist man erst 15:15 Uhr dort, kann es passieren, dass die Auswahl bereits deutlich geschmälert ist.
1993 wurde der Bauernladen von engagierten Bäuerinnen und Bauern ins Leben gerufen und die Kuchentheke ist nicht das einzige, was er zu bieten hat. Als regionale Köstlichkeiten gibt es noch verschiedene Käsesorten und Fleisch. Wobei ich als Vegetarier über letzteres nichts schreiben kann. Circa 80 Direktvermarkter aus der Nationalparkregion Hohe Tauern beliefern den Laden mit Köstlichkeiten oder Handwerkskunst. So findet man im schön eingerichteten Laden auch verschiedene Marmeladen, Säfte, Honig, Salze, Kräutermischungen, Schnäpse aus dem Virgental, Knödel und und und.
Ich kann nur jedem empfehlen, der in Osttirol unterwegs ist, einen Abstecher nach Virgen zum Bauernladen zu machen.
2 Responses
Michael
Hallo Thomas, den Bericht konnte ich kaum bis zum Ende lesen. Ich konnte mich gar nicht mehr konzentrieren, ich dachte nur noch an den köstlichen Kuchen.
Kann es sein, dass Du auch wie ich ein Kuchenjunkie bist? ?
Genieß die Zeit.
LG Michael
Thomas
Hallo Michael!
Lediglich ein Kuchenjunkie sind wir nicht. Vielmehr sind wir zwei Leckermäulchen für ein weites Feld an Süßspeisen und Süßkram. ? Egal ob Kuchen, Waffeln, Schokolade, etc.
Fast 2 Jahre Weltreise bringen so manche Entbehrungen mit sich. Als wir dann die süßen Köstlichkeiten im Bauernlädchen in Virgen kennenlernten gab es kein halten mehr. Neidlos muss ich ein voll des Lobes sein, denn was die Bäckerinnen dort zaubern ist einfach sakriköstlich!!! :-)
Viele Grüße
Thomas