Seit sechs Wochen sind wir in Norwegen mit unserem eigenen CamperVan unterwegs. Eine interessante Zeit aber leider – genau wie in Island – durch viel Regen geprägt. Unser Weg führte vorbei am Inari See in Finnland, so dass wir bei Kirkenes Norwegen erreichten. Nachdem wir ein paar Tage in Grenze Jacobselv verbrachten und dort Belugas beobachten konnten reisten wir fortan immer gen Süden.
Dabei passierten wir das Nordkap, Hammerfest und verbrachten ein paar Tage in Tromsø, welches wir bisher nur im Winter – während der Polarnacht – kennen gelernt hatten . Von Tromsø ging es weiter auf die Insel Senja, da uns Freunde bzw. andere Reisende, welche den Juli auf den Lofoten verbrachten, mit Entsetzen berichteten wie voll es auf den Lofoten sei. Auf Senja erklommen wir verschiedene Gipfel und genossen spektakuläre Aussichten!
Von Senja führte unser Weg letztendlich über die Vesterålen auf die Lofoten. Auch auf diesen Inselgruppen erklommen wir wieder verschiedene Berge und der bisher spektakulärste war der Geitgaljen, der zweihöchste Gipfel der Lofoten.
Je weiter das Jahr fortschritt und je weiter wir in den Süden kamen, desto dunkler wurde es, so dass wir am 29. August zum ersten Mal seit Mai eine schwarze (also richtig dunkle) Nacht erlebten. Leider sorgten bisher Wolken dafür, dass wir weder Sterne noch Polarlichter beobachten konnten. Jedoch haben wir noch Zeit, so dass wir hoffen, besser gesagt überzeugt sind, Nordlichter am Himmel tanzen zu sehen. Vor einem Jahr in Alaska sahen wir sie bereits im August.
Begegnungen in Norwegen
Anfang Juli erreichten wir Norwegen. Uns war bewusst, dass unsere Reise durch Nordnorwegen somit genau in die Hauptreisezeit – auch wenn wir den Zenit der Mitternachtssonne schon hinter uns gelassen hatten – fällt. Jedoch waren wir überrascht wie viele Touristen so weit im Norden waren. Selbst bis Ende August reihte sich ein WoMo ans andere, vorwiegend aus Deutschland, Italien und Frankreich. Meist Familien, die schnell von A nach B donnerten oder für viele war die metallene Kugel des Nordkaps wie ein Magnet. Wir begegneten Leuten, die zu zweit in einem unglaublich riesigen Wohnmobil unterwegs waren oder aber genau das Gegenteil: acht Leute auf kleinstem Raum.
Die wohl beständigste Reisebekanntschaft machten wir mit Uli bzw. Anne. Uli trafen wir zum ersten Mal in Grenze Jacobselv und der Zufall wollte es, dass wir uns immer mal wieder auf der Reise Richtung Süden trafen. So herrlich unkompliziert ließ er sich treiben und verweilte dort, wo er es mochte. Da fiel es mir wie Schuppen von den Augen, wie völlig selbstbestimmt Manus und meine Zeit ist. Ohne Zeitzwang von außen, um rechtzeitig für die Arbeit aufzustehen, um im Anschluss an den Job dieses und jenes zu erledigen und zu essen, damit es fürs Kino passt. Wann hast Du zuletzt genau das gemacht, was Du wolltest und wann du es wolltest ohne Terminkalender, sondern gerade aus der Stimmung heraus, ohne es mit anderen Dingen, welche erledigt werden müssen in Einklang zu bringen oder in einen Rahmen zu pressen? Aber ich schweife ab.
Saßen wir mit Uli zusammen verging die Zeit wie im Fluge, denn gerne erzählte der pensionierte Lehrer von seinem erlebnisreichen Leben. Insgesamt acht Mal legte er ein Sabbatjahr ein und bereiste die Welt. Zur Finanzierung seines Studiums war er LKW-Fahrer und beförderte Ladungen bis nach Pakistan über vereiste Pässe bei -20°C. Ein Abenteurer durch und durch mit spannenden Geschichten, einem herzlichen Wesen und immer einem heißen Kaffee für uns.
Auf Senja begegneten Anne, welche mit ihrem VW Campingbus durch Norwegen reiste. Unzählige Male war sie schon in Norwegen gewesen, Sommer wie Winter, so dass sie viele Tipps und Anregungen für uns hatte. Immer wieder trafen wir uns an verschiedenen Stellplätzen oder Campingplätzen, wanderten gemeinsam auf Berggipfel oder plauderten zusammen über Gott und die Welt, so dass die Zeit nur so verflog. Ganz zu schweigen, dass sie uns an den Fangkünsten mit ihrer Angel teilhaben ließ, so dass wir meeresfrischen Fisch genossen und uns nur der gierigen Möwen erwehren mussten.
Einen langen Abend verbrachten wir zusammen mit dem Radreisenden Klaus auf dem Campingplatz von Tromsø. Zu Beginn des Jahres trat er in die Rente ein und ist seitdem mit seinem Rad unterwegs. Die Strecke, welche wir mit dem Auto fuhren – also in Schweden und Finnland Richtung Norden bis nach Kirkenes – legte er mit dem Rad zurück. Von Kirkenes ging es dann Richtung Süden und zwar will er so weit kommen, dass er den Winter in Spanien/Italien verbringen kann. So lange es seine Gesundheit zulässt will er Europa mit dem Rad bereisen und entdecken. Aktuell schafft er noch 70 km pro Tag mit dem Rad ohne dass es ihn zu sehr mitnimmt.
Übernachten in Norwegen
Genau wie in Island ist das Wetter eher nordisch kalt. Auf Senja stieg das Thermometer nicht über 8°C und auf Gipfeln mit über 1000 m Höhe war es frostig kalt. In der Nacht machten wir es uns bei 2°C mit ein paar Kerzen in unserem Caddy CamperVan gemütlich. Ein Nachtlager zu finden ist jedoch nicht immer leicht. Kannst Du nicht verstehen, da es in Norwegen doch das Jedermannsrecht gibt!? Erläuternd sei hier angemerkt, dass die Küste von Nordnorwegen widererwarten recht zugebaut ist und man sich somit auf Privatgebiet bewegen würde. Ferner können wir uns nicht über Leute aufregen, welche die Natur versch***en und überall ihr Klopapier rumliegen lassen, aber selbst dann keinen Deut besser sein. Deshalb suchen wir Übernachtungsmöglichkeiten in der Nähe von Klos. Dies ist in Norwegen noch schwerer als auf Island, da es sehr wenige Rast/Picknikplätze gibt und die Campingplätze mit im Schnitt 180 NOK ganz schön teuer sind. Dieses Geld investieren wir lieber in andere Sachen. Nichtsdestotrotz fanden wir immer wieder schöne Plätze, an denen wir sozusagen unser Basislager aufschlugen und dann mit unserem CamperVan zu verschiedenen Orten fuhren.
Tanken in Norwegen
Obwohl unser Auto sehr genügsam ist und wir, seitdem wir Kirkenes erreicht haben, auch nicht mehr so viel fahren wie zuvor auf Island sind die Spritpreise in Norwegen nicht ohne. Von 12 NOK bis 15 NOK pro Liter Diesel haben wir schon alles ausgegeben. Wobei gerade Tromsø das teuerste Tankpflaster war mit Preisen oberhalb von 14,50 NOK. Ferner haben wir festgestellt, dass gerade von Freitag bis Montagabend die Spritpreise deutlich anziehen und sich mehrmals am Tag steigern können. Das erinnert uns an Deutsche Verhältnisse.
Lebensmittel in Norwegen
Hatten wir bereits in Island über die Lebensmittelpreise gestöhnt setzt Norwegen hier noch mal einen drauf. Kaum hat man 3 – 4 Sachen im Einkaufskorb ist man 50 € los. Dies bezieht sich auf frische Sachen wie Obst und Gemüse oder Milchprodukte. Haltbare Lebensmittel wie Nudeln, Reis, Dosenbohnen oder -gemüse sind nur unwesentlich teurer als in Deutschland. Leider schmilzt unser Geld beim Brot dahin, denn wir haben ein Dänisches Roggen Vollkornbrot entdeckt, welches vorzüglich schmeckt und dies kostet leider 38 NOK und ist nach 3 Tagen bereits aufgegessen. Als wir Alta erreichten war gerade Saison für norwegische Himbeeren und Erdbeeren. Zu Hause im Garten meiner Eltern wächst beides, doch seit dem Start unserer Weltreise müssen wir auf diese selbstangebauten Köstlichkeiten verzichten. Da kamen uns die norwegischen Beeren gerade recht und was soll ich schreiben … sie war vorzüglich! In Norwegen sollen Moltebeeren eine ware Delikatesse sein. Wann immer wir beim Wandern auf diese seltenen Beeren stoßen musste Manu welche probieren. Jedoch war das geschmackliche Erlebnis nie überzeugend, so dass wir den Hype nicht nachvollziehen können.
Zu Beginn unserer Nordeuropa-Reise haben wir noch gerne im Café Waffeln gegessen und dazu einen Kaffee getrunken aber nachdem wir feststellten, dass dies über unseren gesamten Reiseverlauf die Reisekasse deutlich schmälern würde sind wir davon abgekommen. Überhaupt ist Essen gehen tabu bei diesen Preisen.
Duschen in Norwegen
Wenn wir nicht gerade auf einen Campingplatz residieren ist es schwer an eine Dusche zu kommen. Man kann zwar immer mal wieder im Hafen nachfragen, ob es dort Duschen – vorwiegend für Fischer – gibt aber schnell muss man dafür 50 – 100 NOK zahlen. Aus diesem Grund betreiben wir lieber täglich Katzenwäsche anstatt zu viel Geld fürs Duschen auszugeben. Öffentliche, münzbasierte Duschen, wie wir sie in Nordamerika kennen und lieben gelernt hatten, gibt es hier leider nicht.
Wäsche waschen in Norwegen
Wäsche waschen ist in Norwegen noch etwas schwerer als Duschen. Bisher haben wir in keiner Stadt einen münzbasierten Waschsalon gefunden und die meisten Campingplätze wollen 50 – 100 NOK für die Waschmaschine. Spielt das Wetter nicht mit muss man noch mal genausoviel für einen Trockner berappen. Da waschen wir unser Klamottenset doch lieber per Hand durch.
Trinkwasser in Norwegen
Trinkwasser stellt uns in Norwegen vor keine Probleme und wir können andere Reisende nicht verstehen, die körbeweise Plastikflaschen mit Wasser im Supermarkt kaufen. Noch keine Tankstelle hat „Nein“ gesagt, wenn wir fragten, ob wir unseren Wasserkanister auffüllen dürften und auf Campingplätzen geht es ebenso leicht.
*Headerimage von Anne Wangler
2 Responses
Rolli
Hey ihr zwei, habe gerade den artikel wachsalon in kirkenes gelesen will diesen sommer mal rund ostsee machen. Muss ich viel viel mehr geld mitnehmen wie nach island? Und jetzt, wer bin ich, rolli , island, der, der was gegen kuschelcämper hat. Liebe manuela lieber thomas euch noch viele gute km auf dieser so tollen erde.
Thomas
Hey Rolf,
schön von Dir zu lesen. Geht’s Dir und deinem Ländy gut?
Wir denken, dass Du nicht mehr Geld als mit nach Island mitnehmen musst. Sieht man von Schweden (dort wird es eher generell problematisch mit Bargeld zu bezahlen) und Finnland ab, wird es eher (deutlich) billiger als in Island.
Fährst Du auch durch die kleinen Stückchen von Russland durch oder umschiffst Du sie wort wörtlich?
Lass‘ es Dir gut gehen, liebe Grüße
Manuela & Thomas