Jeder – und ich meine wirklich jeder – sollte einmal in seinem Leben das magische Lichtspiel von Polarlichtern am nächtlichen Himmel erlebt haben! Denn wer einmal in seinem Leben die Aurora über sich hat tanzen sehen, der wird dieses mystische, einmalige und wunderschöne Naturschauspiel – das mit Sicherheit seines gleichen sucht – nie wieder vergessen! Aber Vorsicht: das Beobachten der Polarlichter kann süchtig machen! Süchtig nach mehr von diesem fast unwirklich erscheinendem Himmelsschauspiel!
Bist auch Du auf der Jagd nach dem Licht? Möchtest Du wissen, wie und wo Du die Aurora am besten beobachten kannst? Dann ließ einfach weiter, denn hier verraten wir Dir alles, was Du für eine erfolgreiche Polarlichtjagd benötigst!
Um zu wissen wonach man Ausschau halten muss, sollte man natürlich ersteinmal wissen, was Polarlichter überhaupt genau sind! Darum folgt als erstes eine kleine Einleitung:
Was sind diese Polarlichter überhaupt?
Unter Polarlichtern versteht man im Allgemeinen eine Leuchterscheinung am Himmel um die beiden Pole herum. Jenachdem, ob man diese Erscheinung auf der nördlichen oder südlichen Hemisphäre sieht spricht man von den Nordlichtern oder der Aurora Borealis bzw. von Südlichtern oder der Aurora Australis.
Wie entsteht eine Aurora und warum sieht man sie nur um die magnetischen Pole herum?
Die Aurora wird hervorgerufen, wenn geladene Partikel von der Sonne mit den Gasen in der Erdatmosphäre, vornehmlich Sauerstoff und Stickstoff, kollidieren. Bei dieser Kollision wird Energie in Form von Licht frei.
Sogenannte Sonnenwinde bewirken, dass große Mengen geladener Teilchen, nämlich Protonen und Elektronen, aus der Sonnenatmosphäre geschleudert werden. Wenn diese Teilchen auf die Erdatmosphäre treffen, werden diese größtenteils vom magnetischen Erdfeld abgeschirmt.
Doch das Erdmagnetfeld ist nicht überall gleich stark und so können die Teilchen an den Polen, wo das Erdmagnetfeld am schwächsten ist, eindringen und mit den Gasen in der Atmospähre kollidieren. Das ist auch der Grund weshalb man die Aurora als Oval um die magnetischen Pole beobachten kann. Dabei unterscheiden sich die Nordlichter in Farbe und Intensität meistens nicht von den Südlichtern, denn beide sind Spiegelbilder von einander!
Bei der Kollision der Teilchen werden die Sauerstoff- und Stickstoffatome kurzzeitig ionisiert. Bei der darauffolgenden Rekombination (d.h. dem Umkehrprozess der Ionisierung) wird Energie in Form von Licht frei. Je nach abgegebener Energiemengen können verschiedene Farben auftreten: rot, gelb, grün, blau oder violett.
Dabei ist grün die häufigste Farbe. Diese wird hervorgerufen, wenn die geladenen Teilchen mit Sauerstoffatomen in den unteren Schichten (100 km über dem Boden) kollidieren. Rot dagegen stammt von Sauerstoffatomen aus hohen Luftschichten (320 km) und blau/violett wird durch Stickstoffatome hervorgerufen.
Die Aurora erstreckt sich meist zwischen einer Höhe von 80 bis 640 km über der Erdoberfläche und ist in der heutigen Zeit sehr gut vorhersagbar. Dank neuer Technik können Sonnenwinde genau beobachtet werden. Zudem weiß man, dass die Teilchen sich mit 500 – 800 km/h auf die Erde zubewegen. Somit ist es möglich den Zeitpunkt des Eintretens in die Erdatmosphäre relativ genau zu berechnen.
Wann und wo sieht man Nordlichter?
Da die Aurora durch Sonnenwinde hervorgerufen wird, gibt es keine gesonderte Jahreszeit für die Polarlichter. Sie treten das gesamte Jahr über auf, ob Sommer oder Winter. Und nicht nur das, sie können auch zu allen Tageszeiten auftreten. Wann immer Sonnenwinde unsere Erdatmosphäre treffen gibt es eine Aurora.
Und trotzdem gibt es spezielle „Aurora-Jahreszeiten“, doch das liegt nicht an der Aurora an sich, sondern an dem Fakt: je dunkler je besser! Schließlich handelt es sich um eine Lichterscheinung, die, je nach Menge der geladenen Teilchen, unterschiedlich stark ausfallen kann. Die Intensität der Aurora wird in Kp angegeben und die Skala reicht von „Kp 1 – Ist da überhaupt was?“ bis „Kp 10 – Wo ist meine Sonnenbrille!“.
Daher gilt: je weniger Lichtverschmutzung desto besser. Im Klartext: Die beste Jahreszeit ist der Winter, wenn es lange dunkel ist und die Nächte sternenklar. Die beste Mondphase ist, wenn es keinen Mond gibt, also Neumond. Meide große Städte und deren Lichtsmok.
Dementsprechend gibt es auch keine richtige oder falsche Tageszeit, denn die Uhrzeit ist der Aurora egal! Nur das falsche Wetter (nämlich ein wolkenverhangener Himmel) und die falschen Lichtverhältnisse. Im Regelfall kann man daher sagen, dass zwischen 22 Uhr und 2 Uhr Nachts die Chances am besten stehen, das alles paßt.
Soweit so gut, nun wissen wir also was die Aurora ist, das man sie mehr oder weniger präzise vorhersagen kann und das es dunkel und sternenklar sein muss. Doch wo sieht man nun die Aurora Borealis oder auch Aurora Australis am Besten? Die Antwort folgt hier.
Doch zuvor ein kleiner Hinweis am Rande: Es handelt sich um ein natürliches Phänomen. Niemand kann Dir garantieren, dass Du die Polarlichter sehen wirst. Doch genauso wenig kann man wissen, dass man keine Polarlichter sehen wird. Also versuche Dein Glück, es lohnt sich!
Die Aurora Borealis / Nordlichter
Um Polarlichter zu sehen, muss man den Polen so nahe kommen wie nur möglich. Daher sind Nordlichter einfacher zu beobachten als Südlichter, da man hier viel einfacher näher an den magnetischen Nordpol herankommt als an den magetischen Südpol.
Im allgemeinen gilt: je schwächer die Aurora ist, desto weiter im Norden ist sie nur zu sehen. Das heißt aber auch im Gegenzug: je weiter im Norden ich mich befinde, desto größer ist meine Chance erfolgreich zu sein! So siehst Du eine Aurora der Stärke Kp 1 nur im äußersten Norden Skandinaviens. Eine Kp 3 dagegen kann schon bis nach Island und die Mitte Skandinaviens reichen. Wo genau die Aurora gerade zu sehen ist, zeigt Dir die nachfolgende Website.
Die besten Orte im Norden sind daher:
Nordamerika
Hier vor allem der Yukon, Northwestern Territories, Nunavut und natürlich Alaska. Doch auch in Saskatchewan haben wir die Aurora schon gesehen! Doch das ist die Ausnahme, denn am dem Tag gab es die stärkste Aurora seit 10 Jahren.
In Alaska sahen wir die Aurora auf der Kenai Halbinsel in Stewart. Es war Mitte August aber schon dunkel genug, um die Lichter am Himmel zu entdecken. Das zeigt Dir wieder, dass die Polarlichter zu jeder Jahreszeit auftreten können! Doch für den Winter wäre es uns hier etwas zu kalt und für uns als Europäer auch sehr weit weg! Wir bevorzugen da doch eher nähere Ziele in Europa.
Europa
Hier vor allem im Norden Skandinaviens (sog. Lapland Region von Norwegen, Schweden und Finnland), Island oder auch in Grönland.
Vor allem Tromsø in Nord-Norwegen ist ein hervorragender Ort für die Polarlichtjagd. Nicht zu kalt dank des Golfstroms, nicht zu feucht (schließlich benötigt man einen wolkenfreien Himmel!) und dank internationalem Flughafen leicht erreichbar! Für uns war es der perfekte Ort – und nicht umsonst trägt die Stadt wohl den Spitznamen „Capital of the Northern Lights“.
Die besten Orte für die Beobachtung von Polarlichtern in und um Tromsø findest Du übrigens hier. Und wenn Du wissen möchtest, wie Du die Polarlichter fotografieren kannst, das verraten wir Dir hier. Und falls es Dich interessiert, wie es uns bei unserer Polarlichtjagd in Tromsø erging, kannst Du dies hier nachlesen.
Russland
Auch im Norden Russlands hast Du die Chance Polarlichter zu sehen. Allerdings ist dies aufgrund der Lage weit ab vom Schuss mit deutlich mehr Aufwand verbunden und hat schon Abenteuercharakter.
Aurora Australis / Südlichter
Leider sind die Südlichter schwerer zu beobachten als die Nordlichter. Wenn Du nicht gerade ein Wissenschaftler in der Antarktis bist, stehen die Chancen schlecht die volle Pracht der Aurora Australis zu sehen.
Doch ist die Auroraaktivität stark genug kann man sie in Tasmanien und Neuseeland mit freiem Blick nach Süden am Horizont erspähen. Oft zeigt sie sich hier sehr schön in ihrer rötlichen Farbe, die sonst meist vom stärkerem Grün überstrahlt wird. Doch das sie hier über einem tanzen wird ist eher unwahrscheinlich.
Manche Seiten verweisen hier auf die Stadt Ushuaia, in Argentinien, da sie vermeintlich so weit im Süden liegt. Das ist leider falsch. Denn wenn man genau schaut, so liegt Ushuaia nur auf dem -54. Breitengrad, das entspricht ungefähr der Lage von London, welches auf dem 51. Breitengrad liegt und hier würde auch niemand erwarten Polarlichter zu sehen.
Aufmerksame Leser werden nun Aufhorschen und denken: „Aber das ist doch dann alles Blödsinn! Tasmanien liegt viel weiter nördlich als Ushuaia!!“ und damit habt ihr recht! Doch hier kommt zum Tragen, dass der magnetische Südpol nicht in der Mitte der Antarktis liegt sondern auf die gegenüberliegenden Seite (von Ushuaia aus gesehen) der Antarktis verschoben ist (also Richtung Australien). Damit ist Tasmanien dem magnetischen Südpol näher als Ushuaia und dies ist auch der Grund dafür, dass man die Aurora Australis in Tasmanien sehen kann
Wir hoffen, dieser Artikel hat Dir etwas weitergeholfen. Wenn Du weitere Informationen benötigst, dann schau Dir doch unsere anderen Artikel an!
7 Responses
Mario
Hallo Manuela und Thomas,
toller Beitrag ist euch da rund um die Polarlichter gelungen! Ich selbst war in 2014 in Nordnorwegen. Auf den Vesterålen, nahe der Lofoten. Und da konnte ich sogar schon im Spätjahr, also Ende August/Anfang September, die Nordlichter sehen. Es kommt also tatsächlich immer ein wenig darauf an, ob’s denn klappt. Die physikalischen (?) Bedingungen habt ihr ja hervorragend erklärt! ;-)
Weiterhin tolle Reisen,
Mario
Thomas
Hallo Mario,
danke für deinen Kommentar. Es freut uns immer, wenn wir andere mit unseren Artikeln bereichern können.
Zuletzt hatten wir Nordlichter im August in Alaska gesehen. Davor sogar zur Mittsommernacht ganz im Süden-Kanadas: https://www.thomasguthmann.de/blog/kanada-aurora-borealis-polarlicht-zur-mittsommernacht/ Wir hätten soetwas niemals für möglich gehalten. Du?
Werde mal über deine Website schmökern, denn Lofoten steht bei uns für die Zukunft an. :-)
Lass es Dir gut gehen und viel Spaß mit deinem Bus, Mensch, da bin ich neidisch
Thomas
Mario
Hallo Thomas,
danke für die Blumen! ;-) Ich kann es auch ehrlich gesagt kaum erwarten, dass es endlich Frühjahr wird und der Dicke wieder ausgefahren werden kann.
Die Lofoten solltet ihr unbedingt mal gesehen haben. Aber macht euch vorher einen guten Plan, wie ihr dort hin reist und wo ihr euch aufhaltet. Wir selbst hatten, der Einfachheit der Anreise und der Kosten wegen, die Option gewählt Harstadt/Narvik anzufliegen. Von da aus dann den Rest mit dem Mietwagen. Allerdings haben wir es so nur bis auf die Vesterålen geschafft. Das ist eine weitere Inselgruppe, östlich der Lofoten. Aber auch nicht minder interessant! Kleiner Tipp: dem Tempolimit und dem ‚Out-of-nowhere‘-Gefühl geschuldet verschätzt man sich bei den Distanzen!!! Einkaufen wird zum halbtagsfüllenden Programm. Also gut planen!
Weiterhin viel Spaß auf euren Reisen!
Ich drücke die Daumen, dass ihr es auch mal auf die Lofoten oder Vesterålen schafft!
Viele Grüße,
Mario
Thomas
Hallo Mario,
wir waren bereits 2x in Norwegen mit dem Auto unterwegs, deshalb wissen wir, dass es anstrengend ist viele Kilometer am Tag zu machen. Kein Vergleich zu Deutschland. Zum Glück haben wir keinen Zeitstress. Angedacht sind ~ 6 Wochen, welche ausreichen sollten sich das nördliche Norwegen anzuschauen ohne täglich hunderte von Kilometern fahren zu müssen.
Viele Grüße
Thomas
Myriam Schneider
Super Information. Ich möchte schon diese reise machen, ist leider super teuer, aber nur einmal im leben. Vielleicht 2018 bin ich der Nordpol.
Vielen dank fü´r diese Information
Josef Heuveldop
was heißt BOREALIS“ auf Deutsch?
Manuela
Borealis steht für boreal, was so viel heißt wie „zum nördlichen Klima Europas, Asiens oder Amerikas gehörend“.
Man unterscheidet die Aurora Borealis und die Aurora Australis. Dabei kennzeichnet „Borealis“ und „Australis“ das Verbreitungsgebiet der jeweiligen Polarlichterscheinungen. Aurora Borealis steht daher für die Polarlichter auf der nördlichen Hemisphäre, die u.a. in der Borealen Zone auftreten (https://de.m.wikipedia.org/wiki/Boreale_Zone) und Aurora Australis steht dementsprechend für die Polarlichter der südlichen Hemisphäre, die u.a. bis nach Australien (https://de.m.wikipedia.org/wiki/Australis) reichen kann.
Die Namen dienen jedoch nur der besseren / wissenschaftlichen Unterscheidung und geben nicht das genaue Verbreitungsgebiet an, da sich dieses stark unterscheiden kann je nach Intensität der Aurora.
Viele Grüße,
Manuela