Seit neun Tagen waren wir auf eigene Faust auf den Galapagos Inseln LINK unterwegs. Noch immer hielt jeder Tag etwas Neues für uns bereit und wir konnten von diesem einmaligen Archipel einfach nicht genug bekommen. Ob Schnorcheln, Wandern, Tauchen oder ein entspannter Tag am Strand, es ist alles möglich und sowohl große als auch kleine Natur- und Tierliebhaber werden hier voll und ganz auf ihre Kosten kommen. In unseren Augen stellen die Galapagos-Inseln ein „Must See“ Reiseziel für jeden Biologen (und Nicht-Biologen natürlich auch) dar! Heute waren wir auf dem Vogel- und Reptilienparadies Seymour Norte unterwegs.
Wir starteten unser kleines Insel-Abenteuer auf der Insel San Cristobal. Wir landeten auf dem San Cristobal Airport, einem von zwei Flughäfen der Galapagos Inseln. Der zweite Flughafen liegt auf einer kleinen Insel Namens Baltra, welche unweit der zweitgrößten Insel des Archipels, Santa Cruz, lag. Auf Santa Cruz befanden wir uns nun.
Wir erreichten Santa Cruz mit einem der regelmäßig verkehrenden Schiffstaxis, die zwischen den Inseln Santa Cruz und San Cristobal bzw. Santa Cruz und Isabela hin und her pendelten. Die Überfahrt dauert gut drei Stunden und kann auch etwas holpriger werden. Tipps und Tricks zu den Schiffstaxis und allgemein den Galapagos findet ihr übrigens in diesem Artikel LINK. Nachdem wir in Puerto Ayora, der Hauptstadt von Santa Cruz, angekamen, buchten wir eine Tagestour zur nahegelegenen Insel Seymour Norte, welche als wahres Tierparadies gilt – wie wohl fast jede Insel der Galapagos.
Seymour Norte liegt nördlich von Baltra, welches dementsprechend auch Seymour Sur genannt wird, und Baltra liegt 1 km nördlich von Santa Cruz. Ein Reisebus holte uns am frühen Morgen vor unserem Hostel ab. Der Morgen verhieß bereits jetzt einen weiteren heißen und sonnigen Tag. Gut gerüstet mit Sonnenhut, Sonnenbrille und Lichtschutzfaktor 50+ ging es mit dem Bus einmal längs über die Insel. Die Straße führte Kilometer lang schnurgerade durch üppige Wälder von Puerto Ayora zum Fähranleger nach Baltra. Am Ziel angekommen nahmen wir jedoch nicht die Fähre, wie die zahlreichen Fluggäste, sondern gingen an Bord unseres Ausflugsschiffes.
Das Boot war recht laut und langsam, so dass wir wir gemächlich Richtung Seymour Norte tuckerten. Bereits während der Fahrt konnten wir die ersten Fregattvögel über uns fliegen sehen. Sie sind anhand ihrer Größe, dem Schnabel und der charakteristischen Flügelform leicht zu erkennen. Außerdem hatten einige der Männchen ihre charakteristischen roten Kehlsäcke aufgeblasen. Leider konnten wir die Vögel nicht bei der Jagd bzw. beim gegenseitigen Stehlen von Fischen beobachten. Gerade dieses kleptoparasitische Verhalten ist bei diesen Vögeln sehr spektakuläre anzuschauen, auch wenn sie eigentlich 95 % ihrer Nahrung selbst erbeuten.
Nord Seymour ist im Gegensatz zu anderen Inseln des Archipels keine Vulkaninsel, sondern entstand durch eine Erhebung des Meeresbodens. Daher ist die kleine Insel sehr flach und man kann noch immer zahlreiche Meeresfossilien dort finden. Auf der Insel selbst hatten wir für die Besichtigung nur eine Stunde Zeit und wurden von dem obligatorischen Nationalparksranger mehr oder weniger zügig einmal um den südwestlichen Teil der Insel geführt. Immer wieder wurden wir zur Eile aufgefordert, denn hinter uns warteten bereits schon die nächsten Touristen. Kein Wunder dass es hier so voll wird, schließlich ist die Insel gerade einmal 1,9 km2 groß.
Nichtsdestotrotz leben und brüten hier unzählige Fregattvögel und Blaufußtölpel. Es gibt hier Drusenköpfe – auch Galapagos-Landleguan genannt – und Seelöwen zu bestaunen. Und gerade diese Tierdichte auf dem kleinen Raum zieht die Touristen magisch an und das zurecht.
Die Insel bleibt sich selbst überlassen. Ein kleiner Wanderweg wurde zum Schutz der Natur angelegt, mehr gibt es nicht. Die Insel ist mit stacheligen Sträuchern bewachsen, in denen unzählige Fregattvögel nisten und junge Fregattvögel auf ihre Eltern warten. Es gab sozusagen Fregattvögel so weit das Auge reichte – kein Wunder, beherbergt Seymour Norte doch die größte Fregattvogelkolonie der Galapagos Inseln.
Doch auch Blaufußtölpel kann man hier hautnah erleben. Sie stehen auf Steinen und ließen sich von den ganzen Besuchern nicht stören. Leuchtend Blau heben sich dabei ihre charakteristischen blauen Füße vom braunen Untergund ab, Die kräftig gefärbten Füße sind dabei sehr wichtig bei der Balz, denn je intensiver Blau die Füße sind, desto besser ist der männliche Blaufußtölpel bei der Futterbeschaffung.
Eigentlich gäbe es hier auch eine Seelöwenkolonie zu bestaunen, doch waren diese bei unserem Besuch scheinbar alle unterwegs. Nur ein Kadaver eines Galapagos-Seelöwen verwehste am Strand.
Es war schade, dass wir hier nur so wenig Zeit zur Verfügung hatten, denn es gab so vieles zu entdecken. Hier saß ein Fregattvogelmännchen und plustert seinen beeindruckenden, roten Kehlsack auf. Da kam gerade ein Elternteil an und füttert sein Junges. Ein sehr beeindruckendes Spektakel, wenn man bedenkt wie lang und spitz der Schnabel eines Fregattvogels ist und wie weit er seinen Kopf in das Elterntier stecken kann.
Unter einer Opuntia entdeckten wir einen großen Drusenkopf, einen Galapagos-Landleguan, im Schatten. Dank seiner Färbung ist er, trotz seiner Größe, in dieser sonst so karg wirkenden Landschaft bestens getarnt. Die Drusenköpfe fressen die Blüten und Sprossen der Opuntien. Daher haben sie gelernt, die Pflanzenteile auf dem Boden so lange hin und her zu rollen, bis diese von ihren zahllosen Stacheln befreit sind. Die Tiere wurden übrigens erst 1930 auf der Insel von Baltra aus eingeführt.
Und dann war unsere Ausflug nach Seymour Norte leider auch schon vorbei. Nur allzu gerne hätten wir hier noch ein paar Stunden verbrachte aber das war leider nicht möglich, denn die Tour ging weiter. Wir schifferten zu einer einsamen Bucht mit traumhaftem Sandstrand. Hier konnten wir Schnorcheln gehen im glasklaren und türkisblauen Wasser. An Land sahen wir zwei Flamingos in einem See, zahlreiche Pelikane jagten nach Fisch und mussten aufpassen, dass ihnen die anderen Vögel nicht den Fang aus dem Schnabel klauten. Babyhaie schwammen im seichten Wasser, Meeresschildkröten tauchten in die Tiefen des Meeres ab und Meerechsen (Iguanas) suchten Zuflucht unter den schattigen Büschen.
Es war einfach ein traumhafter Tag. So wie eigentlich fast jeder Tag hier in diesem abgelegen Paradies. Absolut glücklich und zufrieden kamen wir nach einem langen Ausflug in unserer Unterkunft an – mit salzigen Haaren, sonnengegerbter Haut und angefüllt mit einmaligen Eindrücken.
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