Der Himmel hatte seine Schleusen geöffnet, die Wolken hingen tief. Kein Wetter, bei dem man die Gipfel der julischen Alpen erkunden möchte. Also suchten wir ein Alternativprogramm, welches im Idealfall trocken zu erleben ist. Freunde hatten uns von den spektakulären Höhlen Sloweniens vorgeschwärmt und, da wir sowieso gerne die Welt unter der Erde erkunden, egal ob in Neuseeland, Tasmanien oder USA, machten wir uns auf zu den Höhlen von Postojna.
Von Tolmin bis zum Städtchen Postojna fuhren wir knapp 100 Kilometer mit dem Auto. Als wir bei den Höhlen von Postojna ankamen, die circa einen Kilometer außerhalb des Stadtzentrums liegen, bekamen wir erstmal einen großen Schreck: Das ganze Areal glich einem wuselnden Ameisenhaufen. Unzählige prallvolle Parkplätze (gebührenpflichtig), Menschenschlangen, Souvenir- und Imbissbuden. Trotz oder gerade wegen des Regenwetters war sehr viel los. Es war das totale Kontrastprogramm zu den wenigen Touristen im Triglav Nationalpark. Wollten wir uns das wirklich antun? In den vergangen 200 Jahren besuchten mehr als 38 Millionen Besucher die Höhlen von Postojna. Auch wenn wir Abgeschiedenheit und weniger überlaufene Sehenswürdigkeiten bevorzugen, so atmeten wir einmal tief durch und wurden Teil der Touristenmasse.
Die Höhlen sind das ganze Jahr täglich geöffnet. Besuchszeiten sind von 10 – 15 Uhr, in den Sommermonaten sogar von 09 Uhr bis 18 Uhr. Der Eintrittspreis beträgt für Erwachsene knapp 25 € pro Person. Alles ist ziemlich durchorganisiert, sodass es trotz der vielen Menschen nur wenige Minuten dauerte, bis wir unsere Eintrittskarten in der Hand hielten. Länger mussten wir da schon warten, bis es mit der Tour losging. Aufgrund des Regenwetters, und da wir Souvenirständen nichts abgewinnen können, standen wir uns die Beine in den Bauch.
Nach einer schnellen Begrüßung, kurzen Einweisung und Unterteilung in fünf Gruppen ging es getrennt nach Sprachen los: Wir bestiegen einen kleinen elektrischen Zug, der uns mit einer Fahrt von 3,5 km Länge unter Tage zu unserem Ausgangspunkt brachte. Bereits während der Zugfahrt rumpelten wir durch gigantische Hohlräume und sahen riesige Tropfsteine, bestens ausgeleuchtet durch unzählige lichtstarke Lampen. Vergleichbar große Tropfsteine hatten wir bisher nicht gesehen.
Auf einem circa 1,5 km langen und super ausgebauten Fußweg erkundeten wir zusammen mit unserer deutschsprachigen Führerin das Höhlensystem. Trotz der guten Wege ist das von der Führung vorgegebene straffe Gehtempo für den ein oder anderen vielleicht zu schnell. Da jedoch Gruppen in anderen Sprachen oder frühere Führungen immer vor und hinter uns waren, so dass sich eine immer nur kurz unterbrochene Menschenkette stetig durch die Höhle schob, kann man vermutlich auch sein eigenes Tempo laufen, ohne dass man verloren gehen kann. Toll fanden wir auch, dass das Fotografieren ausdrücklich erlaubt war, was nicht selbstverständlich ist für solche Sehenswürdigkeiten, und wir, so wie alle anderen, haben dies ausgiebig genutzt.
Der Pfad schlängelte sich durch Höhlen, die teilweise eine Deckenhöhe von gut und gerne 30 m hatten. Sie waren einfach gigantisch. Ebenso riesig traten die Tropfsteine – schillernd in den unterschiedlichsten Farben – in Erscheinung, die nicht selten von der Decke bis zum Boden reichten. Wenn man bedenkt, dass Tropfsteine ungefähr einen Millimeter in 10 Jahren wachsen, bekommt man einen ungefähren Anhaltspunkt, wie lange es dauert, bis sie solch eine Größe erreicht haben.
Zum Ende der Tour kommt man noch an einem Terrarium vorbei in dem Grottenolme gezeigt werden. Dabei handelt es sich um einen augenlosen Schwanzlurch, der bis zu 100 Jahre alt werden kann. Im Mai 2016 sorgte das Schlüpfen eines Grottenolms für eine kleine Sensation.
Bevor es zurück zur Bahn geht kommt man natürlich noch an einem unterirdischen Souvenirshop vorbei und auch Toiletten sind hier vorhanden. Mit der Bahn rumpelt man dann wieder raus aus den Höhlen und leider viel zu schnell war der Ausflug in eine andere Welt zu Ende.
In Slowenien gibt es ein weiteres Höhlensystem, das in aller Munde ist: die Höhlen von Škocjan. Je nachdem, wen man fragt, bekommt man unterschiedliche Meinungen zu hören. Die einen finden die Höhlen von Postojna schöner, die anderen die Höhlen von Škocjan. Wir finden die beiden Höhlen doch recht unterschiedlich, weshalb wir froh sind, beide angeschaut zu haben. Denn die Höhlen von Postojna wirken durch ihre unzähligen riesigen Tropfsteine in den verschiedensten Farben recht elegant. Sie sind super ausgeleuchtet, so dass man die gigantischen Ausmaße gut bestaunen kann. Durch die Höhlen von Škocjan fließt ein (wilder) Fluss. Deshalb ist es hier laut und sehr feucht. Sie sind schlechter ausgeleuchtet, man findet deutlich weniger Tropfsteine und fotografieren ist auch nicht erlaubt. Jedoch sorgen die geringe Ausleuchtung und der Fluss für ein absolut stimmiges Ambiente und im Anschluss an die geführte Tour kann man auf eigene Faust noch eine interessante Schlucht erkunden. Beide Höhlen liegen circa 30 km voneinander entfernt, so dass man sie bequem an einem Tag besichtigen kann, wenn Lust und Geldbeutel es mitmachen.
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