Unser Weg durch Alaska führte uns immer weiter Richtung Süden, vorbei an Fairbanks, dem Denali National Park und Anchorage hin zur Kenai Halbinsel.
Hier wollten wir ein paar Tage in Seward LINK verbringen, Lachse beobachten LINK, eine Waltour zu einem Gezeitengletscher unternehmen und natürlich zum nur 15 km entfernten Exit Glacier fahren.
Bei dem Exit Glacier handelt es sich um einen 6,4 km langen Gletscher, der vom Harding Icefield gespeist wird. Der Gletscher ist einfach und bequem mit dem Auto zu erreichen. Ein kurzer Weg führt einen zu einer Aussichtsplattform.
Früher war der Weg zum Eis um einiges kürzer, denn der Exit Glacier ist ein gutes Beispiel für den klimabedingten Rückzug von Gletschern. Dieser schmolz allein von 2013 bis 2014 um gut 57 m – Tendenz steigend. Man sollte also nicht zu lang warten, wenn man den Exit Glacier noch einmal sehen möchte.
Uns interessierte jedoch vor allem die Tageswanderung hoch zum Harding Icefield. Der Weg ist 13 km lang (hin und zurück) und windet sich dabei stetig bergauf. Gut 1200 Höhenmeter müssen so überwunden werden.
Das Harding Eisfeld allein erstreckt sich über eine Fläche von über 780 km2. Bis zu 40 Gletscher werden von dem Eisfeld gespeist. Rechnet man diese zu dem Gebiet des Eisfeldes dazu, kommt man sogar auf eine Gesamtfläche von 2849 km2! Es ist eines der letzten vier Eisfelder der USA. Benannt wurde es nach dem 29. Präsidenten der USA Warren G. Harding.
Wir starteten den Trail unten im sonnig warmen Tal und wanderten durch einen lichten Wald mit sanft plätschernden Bächen. Der Herbst hielt langsam Einzug und verfärbte das Laub bunt.
Teilweise war der Weg recht steil und so schnauften wir gehörig, als wir am ersten Aussichtpunkt mit Blick auf das Tal und dem Exit Glacier ankamen. Doch die Aussicht war es wert. Dank der Sonne erstrahlte der Gletscher in dem typischen stahlblau. Massen an Eis schoben sich hier hinunter ins Tal und oben sah man bereits die Anfänge des Harding Eisfeldes.
Mit zunehmender Höhe wandelt sich die Landschaft. Wälder wurden abgelöst von saftigen Wiesen. Immer mehr Geröll wurde sichtbar und bot Lebensraum für die hier ansässigen Murmeltiere. Wir hatten sogar das Glück Schneeziegen an den Berghängen grasen zu sehen! Diese suchten wir bereits seit unseren Touren durch Banff und Jasper, doch bisher hatten wir nie das Glück gehabt sie zu erspähen.
Es waren wunderschöne Tiere. Nur ihre Tarnung war nicht sonderlich gut, denn sie hatten schneeweißes Fell und standen in saftig grünem Gras oder schwarzem Fels. Nun ja, bald wären sie dagegen wieder so gut wie unsichtbar, wenn erst einmal der Winter hier Einzug hielt. Leider waren sie etwas zu weit weg, um sie gut beobachten zu können.
So machten wir uns weiter auf den Weg. Die Sonne lachte noch immer am Himmel, doch mit verlassen der Baumgrenze zog eisiger Wind vom Eisfeld zu uns hinunter. Zum Glück hatten wir unsere Jacken und langen Hosen dabei.
Immer weiter führte uns der Weg hinauf ins Eis. Irgendwann verschwanden auch die Wiesen und man lief durch eine Landschaft aus schwarzem Geröll. Hier und da waren erste Schneefelder zu sehen. Wir genossen diese Szenerie sehr, erinnerte sie uns doch stark an unsere Wanderung des Laugavegur in Island.
So wie die Vegetation abnahm, so nahm der Wind zu. Wir verpackten uns so winddicht wie möglich. Stellenweise mussten wir unseren Rücken in den Wind drehen, um nicht zuviel Sand und Staub in die Augen geblasen zu bekommen. Und auch beim Laufen war Vorsicht geboten, denn so manche Sturmböe hatte das Potential einen von den Füßen zu reißen, wenn man keinen sicheren Stand hatte.
Oben angekommen war die Aussicht einmalig. Ich kann kaum die richtigen Worte finden um diese endlose Wüste aus Schnee und Eis richtig beschreiben zu können. Es war wunderschön, beeindruckend und respekteinflößend zugleich.
Wir standen nur am Anfang des Eisfeldes, welches in der Sonne erstrahlte aber bereits hier war der eisige Wind extrem stark. Unweigerlich musste man an all die Polarexpeditionen denken und was diese Menschen alles aushalten mussten. Eine ungeheure Leistung!
Wir suchten uns ein etwas windgeschütztes Plätzchen für eine Rast und sprachen kaum. Jeder blickte hinaus in dieses schier endlos erscheinende Eis und hing seinen Gedanken nach. Eine halbe Ewigkeit saßen wir so da und als wir uns umdrehten, sahen wir dunkle Regenwolken über das Eisfeld zu uns ziehen.
Daher machten wir uns zurück auf den Weg ins Tal. Es wurde mit jedem Meter hinunter wärmer und windstiller. Die Regenwolken behielten ihr Wasser für sich und unten angekommen schwitzen wir bereits wieder in kurzen Hosen.
Es war ein wirklich sehr lohnenswerter Ausflug der einen mit einem einmaligen Panorama belohnt. So ähnlich muss man sich wohl fühlen, wenn man die Arktis/Antarktis betritt!?
2 Responses
Bjørn
Traumhaft schön!
Es ist ein Genuss für jeden, der an der Natur interessiert ist und das Reisen liebt, eure Berichte und Bilder aufzusaugen! :-)
Liebe Grüße nach Feuerland
Björn
Thomas
Hey Radler!
Danke für deine netten Worte! Wir fühlen uns geschmeichelt und sind etwas rot im Gesicht.
Liebe Grüße in die Heimat
TM