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1 Jahr auf Weltreise – ein Zwischenfazit

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365 Tage sind vergangen. Damals, im Oktober 2014 brachen wir zu unserer Weltreise auf. Sie führte von Singapur, über Australien nach Neuseeland. Von dort ging es mit einem Boxenstopp in Deutschland nach Kanada.

Ausgehend von Vancouver bereisten wir Nordamerika. Fuhren mit unserem selbst ausgebauten SleeperVan durch Kanada, Alaska, Utah, Arizona, Nevada und Kalifornien. Gerade befinden wir uns auf dem Weg nach Südamerika, wo wir in Ushuaia startend dem Verlauf der Panamerikana nach Norden (so weit es geht an der Westküste Südamerikas bleibend) folgen wollen.

Was hat ein Jahr auf Weltreise so alles zu bieten. Erstmal eine kleine Statistik: 

Manu hat 6 kg Nutella gegessen, während sich Thomas Pi mal Daumen 3400 Kekse einverleibte. Zusammen spülten wir dies mit 35 L Kaffee runter. Manus Avocado-Konsum haben wir aufgehört zu notieren. Vertrauliche Quellen veranschlagen 1/2 Avocado pro Tag. Bei unserer Reinlichkeit sind wir sparsamer, so verbrauchten wir lediglich 4 L Duschgel (selten duschen wir länger als 5 Minuten), 2 L Spülmittel und 2 Liter Waschmittel. Sind wir in Nordamerika faul gewesen oder war es das Wetter? Wir kommen auf lediglich 817 Wanderkilometer („Wanderungen“ kürzer als 8 km zählen nicht) innerhalb eines Jahres.

Kanada Kootenay National Park Rockwall Trail
Auf dem Rockwall Trail

Wir haben unsere Weltreise so geplant, dass wir immer dem Sommer folgen. Allerdings haben wir eher das Gefühl, dass wir der Regenzeit folgen, denn von 365 Tagen hatten wir 159 Regentage. Als Regentag werten wir einen Tag, an dem es mehr als 10 Stunden regnet und nein, kein Nieselregen und auch nicht Bindfäden. Richtiger Regen!

Die Schattenseite unserer Weltreise:

Dies sind unsere Flüge, von denen wir bisher 14 Stück hatten. So kommt es, dass wir 73 Stunden im Flieger abgesessen haben. Bisher war unsere überwiegende Fortbewegung das Auto. Wir fuhren 48.270 km und verbrauchten dabei 4387 L Benzin. Das sind Fakten, die mein Gewissen in Aufruhr bringen.

Wir werden immer wieder gefragt wie zufrieden wir mit unserer Ausrüstung sind, die wir mit auf Weltreise haben. Ersetzen aufgrund von Defekten mussten wir unsere Wanderschuhe und unsere Alltagsschuhe (diese haben allerdings 10 Jahre – meine Nike Free – bzw. 3 Jahre auf dem Buckel). Ich habe mir drei T-Shirts gekauft und meine Isomatte musste wegen einem Defekt ausgetauscht werden bzw. kaufte ich mir eine neue Stirnlampe, da das Rotlicht kaputt gegangen ist.

Dempster Highway Polarkreis
Auf dem legendären Dempster Highway ging es bis zum Polarkreis

So viel zu unserer kleinen Statistik. Nachfolgend kommt jeder von uns persönlich in geschriebener Form mit seinen Gedanken zu „einem Jahr auf Weltreise“ zu Wort. Viel Spaß beim Lesen – wir freuen uns über Kommentare.

Manu meint:

Wirklich jetzt? Nee, oder? Oder doch?! Ist wirklich schon ein Jahr vergangen, seitdem wir uns auf den Weg zu unserer Weltreise gemacht haben? Kaum zu glauben! Die Zeit verging wie im Fluge und eh man sich versieht, ist ein Jahr schon rum aber so ging es wahrscheinlich auch vielen von Euch. Das ist jetzt also nicht DIE große Weisheit, die ich auf dieser Reise gewann.

Aber was ist dann das Fazit meines Weltreisejahres? Was habe ich bei diesem Abenteuer gelernt? Habe ich überhaupt etwas gelernt? Was hat sich verändert, was blieb gleich? Viele Fragen, die ich hier einmal versuche zu beantworten.

Vieles hat sich natürlich zu unserem Zwischenfazit nach einem halben Jahr auf Achse nicht geändert, schließlich ist seitdem auch nur ein halbes Jahr vergangen. Ein halbes Jahr, in dem wir noch immer mit dem Auto in westlichen Ländern (Nordamerika) unterwegs waren. Daher könnt ihr das Zwischenfazit nochmals hier nachlesen, wenn ihr wollt, denn ich werde dies hier nicht noch einmal ausführen.

Kanada British Columbia Salmon Glacier Stewart Hyder
Schneemann bauen im August am Salmon Glacier

Ansonsten lässt sich sagen, dass das Reisen immer mehr zu meinem Alltag geworden ist. Als ob es nie anders gewesen wäre, gehört es nun zu mir und ist ein Teil von mir. Das ist wohl der Vorteil, dass Menschen sich schnell an neue Situationen anpassen können und sich daran gewöhnen.

Damit will ich aber nicht sagen, dass es langweilig geworden ist. Ganz im Gegenteil. Ich bin noch immer nicht des Reisens müde. Noch immer ist es spannend neue Dinge zu sehen, neue Orte zu entdecken und fremde Länder kennenzulernen. Nur die anfänglich Angst, wie es wohl wäre solange unterwegs zu sein hat sich gelegt, denn die Antwort ist simpel: es ist schön und je länger man unterwegs ist, je einfacher oder besser – eben normaler – wird es, sodass sich langsam eher die Frage stellt: wie wird es wohl wieder zurück zu kommen? Auf einmal wieder in einem Labor zu stehen und acht Stunden arbeiten zu müssen?

Aber zum Glück dauert es bis dahin noch eine Weile. Noch wartet nicht der Büro-, sondern unser Reisealltag auf mich. Und dieser ist einfach, unkompliziert und oft bestimmt stressfreier als so mancher Arbeitstag. Bisher jedenfalls, denn nun verlassen wir die doch vergleichsweise sicheren Pfade. Bisher waren wir in westlichen Ländern unterwegs. Hatten unser eigenes Auto und damit ein Zuhause, einen eigenen sicheren Rückzugsort. Nun ist unser Auto verkauft und es geht nach Südamerika. Dort ist die Route nicht in Stein gemeißelt, ein Auto haben wir auch nicht, aber einen groben Plan.

Vieles von unserer jetzigen Routine wird daher über Bord geworfen werden, das macht uns etwas Angst. Routine kann etwas Gutes sein, einem ein Gefühl von Sicherheit geben. Aber auch daran werde ich mich sicher gewöhnen, mich daran anpassen wie schon zuvor.

USA Death Valley Sternenhimmel Milchstraße
Sternenhimmel Death Valley

Das ist also etwas, was ich auf Reisen gelernt habe. Es geht immer irgendwie weiter. Man findet eine Lösung, einen anderen Weg oder man lernt vielleicht Leute kennen, die einem weiterhelfen können. Es wird sich immer eine Lösung finden lassen, denn oft ist es einfach nur – wie sooft im Leben – eine Frage des Geldes. Das klingt vielleicht blöd so zu denken, gibt einen aber auch wieder ein Gefühl von Sicherheit und ermutigt einen weiter zumachen, denn notfalls ist „zu Hause“ nur ein paar hundert Euro (und etliche Flugstunden) entfernt.

Und zu guter Letzt haben wir uns ja wenigstens noch immer gegenseitig! Und das ist jetzt wohl der schnulzige Abschnitt (also Achtung aber es muss sein): ich bin noch immer froh dieses Abenteuer mit Thomas zu erleben. Allein unterwegs sein wäre einfach nichts für mich! Wir verstehen uns nach all der Zeit noch immer problemlos. Das ist schon toll und hält hoffentlich auch weiterhin an.

Ansonsten verändert man sich natürlich auf der Reise. Man hat den großen Luxus viel Zeit zum Nachdenken zu haben, lernt neue Länder und Menschen kennen und kann so zu neuen, ungedachten Sichtweisen kommen. Man hat die Zeit sich zu Vielem, was einen beschäftigt in Ruhe informieren zu können, schließlich gibt es keine Job-Probleme zu bewältigen und keinen Fernseher, der einen Ablenken könnte.

Dadurch wurde mir leichter bewusst – jedenfalls nach eigener Meinung – was in dieser Welt falsch läuft oder was in anderen Ländern besser geregelt wird. Aber ich lernte auch das eigene Heimatland mehr zu schätzen und welche Dinge zu Hause besser waren bzw. sind. Zu Hause hatte ich mir selten diese Zeit zum Nachdenken genommen. Ich war oft zu beschäftigt, hatte andere Dinge im Kopf oder schlicht weg keine Lust mich mit solchen Dingen zu befassen.

Und ich glaube das ist das Hauptfazit dieses Jahres auf Weltreise für mich:

Die Reise hilft sich vielem bewusst zu werden, sich und seine Umwelt klar wahrzunehmen. Mit all den schönen aber auch unschönen Dingen um einen herum. Ich hoffe, diese neue „Weltoffenheit“ und Wertschätzung kann ich mir bewahren und offen und ohne Vorurteile Südamerika erleben.

Denn das ist für mich meine neue Herausforderung: In einem mir neuen, unbekannten und großen Gebiet, über das man schon vieles Gute, aber auch eben Schlechte gehört hat, unterwegs zu sein und trotzdem dabei offen und vorurteilsfrei den Menschen zu begegnen, die eine Sprache sprechen, welche ich noch nicht wirklich verstehe

Aber nun genug von mir und meinem Geschwafel. Zeit für Thomas‘ Fazit. Daher Danke fürs Lesen und ich habe fertig.

Weltreise Haustier Katze zu Hause
Wir werden vermisst

Thomas meint:

Aus einem Traum, einem Wunsch wurde Realität. Es ist eine unbeschreiblich schöne Realität! Seit bereits 1 Jahr sind wir auf Weltreise. Eine schöne, fantastische, glückliche Zeit voller Selbstbestimmung und Entdeckungen haben wir miteinander verbracht.

Seit Oktober 2014 lernen wir sehr viel. Nicht nur Grizzlys lernen wir kennen, und verstehen, dass sie friedliche Tiere sind. Auch globale Zusammenhänge werden viel klarer. Wer denkt wir wären im Urlaub und vor uns würde ein Cocktailglas mit Schirmchen stehen sieht unsere Reise komplett falsch. Wir eignen uns so viel Wissen an, welches wir zu Hause in der gleichen Zeit nicht geschafft hätten. Vor allem erleben wir unsere Welt hautnah, live und in Farbe. Ungefiltert unsere eigenen Eindrücke, ohne Meinungsmache. Ein Grizzly ist nicht böse. Der Mensch dringt nur immer weiter in sein Zuhause ein. Was würdest Du machen wenn andere Leute durch dein Grundstück streunen?

Alaska Kenai Halbinsel Harding Icefield
Am Harding Icefield

Sich weniger wichtig nehmen, sich nicht mit dem neuesten iPhone schmücken. Nicht Dinge sammeln, sondern Erlebnisse erfahren, dass ist eine Weltreise. Nicht mit einem Koffer voller Souvenire heimkehren. Eine Bereicherung fürs Leben, für viele Erkenntnisse, für Wissen und Belehrungen gewisse Vorurteile über Board zu werfen. So ging es mir vor allem mit den Amerikanern: der John Muir Trail hat mich zwar schon eines besseren belehrt aber so richtig ablegen konnte ich meine Vorteile bei unserer 8-wöchigen Reise durch die Lower 48s. Wir trafen unglaublich herzliche und hilfsbereite Menschen, so gar nicht diese kriegsgeilen Wesen aus den Medien.

Je weiter unsere Reise fortschreitet desto mehr verändern wir uns. Wir haben uns intensiv mit den Konsequenzen unserer Ernährung auseinander gesetzt. Gedanken könnt ihr hierzu in diesem Artikel nachlesen. Seit nunmehr 4 Monaten hat Manu kein Fleisch mehr gegessen. Den letzten Fisch verspeisten wir vor 3 Monaten. Zu viele Tiere haben wir in ihrem natürlichen Habitat gesehen, sahen wie sie lebten, wie glücklich sie dort sind. Deshalb versuchen wir so weit es geht der Lebensmittelindustrie zu entsagen, denn diese sorgt dafür, dass Tiere alles andere haben als ein Leben.

Wir haben gelernt hinzuschauen. Dagegen dachte ich in Deutschland nur zu oft wenn ein Obdachloser meinen Weg kreuzte: „Sprich mich bitte nicht an“. In Nordamerika hatten wir dagegen kein Problem unser Frühstück mit ihnen zu teilen. Ferner überraschte mich in Page die „Lizardwoman“ als sie mich fragte, ob ich mit ihrem (!!!) gesammelten Geld für sie einkaufen könne. Sie dürfe den Supermarkt nicht betreten um Kunden nicht zu verkraulen. Ich war perplex über dieses entgegen gebrachte Vertrauen.

USA Utah Bryce Canyon Sonnenaufgang
Sonnenaufgang Bryce Canyon

Ein Jahr sind wir mittlerweile auf Weltreise. Wir haben unglaublich viel erlebt und dennoch ist für mich das Schönste etwas ganz bodenständiges: Zeit! Und zwar die Zeit mit Manuela. 24 Stunden Tag ein Tag aus. Wann auch immer unsere Weltreise zu Ende sein wird, dies wird dann nicht mehr der Fall sein. Ich möchte jetzt noch nicht daran denken wie schmerzlich ich dies vermissen werden.

Die nächsten Gedanken zu unserer Weltreise wird es nach 500 Tagen geben. Bis dahin kannst Du dich gerne in unser Zwischenfazit nach 100 Tagen auf Weltreise reinklicken oder unser Zwischenfazit nach 1/2 Jahr auf Weltreise nachlesen.

Verfolgen Thomas:

Die Natur hat mich schon immer interessiert. Unabhängig vom Alter verbrachte ich gerne Zeit draußen. Dies hat sich bis heute noch gesteigert denn ich übernachte gerne im Zelt in der Wildnis und versuche die Schönheit der Natur mit der Kamera einzufangen.

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